Kinder glauben eher einem netten Menschen, der wenig Fachwissen hat, als einem Experten, der unfreundlich wirkt. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universität von Texas bei Dallas. Laut der Studie, die in der Fachzeitschrift Developmental Science veröffentlicht wurde, vertrauen Kinder im Vorschulalter bei zwei widersprüchlichen Aussagen tendenziell eher derjenigen, die von einem freundlichen Menschen stammt.
Dr. Asheley Landrum, Studienleiterin, erklärt, dass Kinder zwar wissen, dass Personen über ein unterschiedliches Fachwissen verfügen. Aber bisher war nicht bekannt, woran sie sich orientieren, wenn sie zwischen widersprüchlichen Aussagen entscheiden sollen.
Landrum und Kollegen kamen zu dem Ergebnis, dass Kinder einen netten, freundlichen und attraktiven Menschen eher als verlässlichen Auskunftgeber ansehen, wenn sie zwischen ihm und einem mürrischen, unattraktiven Experten wählen müssen.
Die Wissenschaftler führten eine Folge von Experimenten durch, um zu prüfen, woran sich Kinder orientieren, um zu entscheiden, wer eine vertrauenswürdige Quelle für Informationen ist. Insgesamt 164 Kindern im Alter zwischen 3 und 5 Jahren nahmen an den Experimenten teil, indem sie Videos von Leuten beobachtete, die als Adler- oder Fahrrad-"Experten" beschrieben wurden. Das erste Experiment ermittelte, ob Kinder verstünden, dass einige Leute mehr Wissen über Themen besitzen, was von ihrem Sachverstand abhängt, z.B. dass Adler-Experten mehr über Vögel wissen als Fahrrad-Experten.
Beide Experten gaben in einem weiteren Versuch dann an, dass sie wüssten, wie sie Enten das Schwimmen erleichtern könnten. Sie gaben dann aber widersprüchliche und voneinander abweichende Erklärungen ab. Später wurden die Kinder gefragt, welcher Experte vermutlich eher das Richtige gesagt habe. Mit einem Alter von 4 Jahren erkannten Kinder, dass der Adler-Experte vermutlich mehr über das Thema „Vögel“ weiß als der Fahrrad-Experte.
In einer zweiten und dritten Konstellation untersuchten die Forscher, wie Freundlichkeit und Mürrischsein den Glauben der Kinder an die Kompetenz des Menschen beeinflusste. In dem zweiten Experiment wurden den Kindern ähnliche Videos wie beim ersten Experiment präsentiert, aber ein Experte erschien unfreundlich, er verschränkte die Arme und runzelte die Stirn, während der andere Experte freundlich erschien, indem er lächelte und zuvorkommend sprach. Im dritten Experiment wurde nur eine Person als Experte bezeichnet und der andere wurde ausdrücklich – in Bezug auf das Thema - als nicht kompetent beschrieben.
Sympathie entscheidet über Vertrauen
Das Ergebnis: In beiden Experimenten zogen es Kinder vor, Informationen von der netten Person zu erhalten, selbst wenn ihnen gesagt wurde, dass diese keine Ahnung von dem Thema habe. Dies zeigt, wie wichtig das Auftreten eines Lehrers oder Arztes ist, wenn das Kind seinem Rat folgen soll, so das Fazit der Autoren.
Quelle: Medical News Today, Developmental Science
(KIN-red)