Seit November 2000 haben Kinder offiziell laut dem Bürgerlichen Gesetzbuch ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Erziehungsmaßnahmen wurden für unzulässig erklärt. Gewalt soll dadurch als Erziehungsmittel verdrängt werden.
"Tracht Prügel" wird seltener
Laut den Angaben der Eltern und Kinder (ab 12 Jahre) ist die Erziehung in deutschen Familien im Vergleich zu 1992 wesentlich gewaltfreier geworden. 1992 haben noch 30% eine "Tracht Prügel" bekommen, während es 2002 nur noch 3% der Kinder waren. Doch in Vergleich zu Schweden ist Deutschland im Rückstand: Hier bekamen schon 1994 nur 3% der Kinder harte Ohrfeigen und 1% harte Schläge. Meist werden Jungen häufiger geschlagen als Mädchen. Sie erfahren nicht nur mehr körperliche, sondern auch mehr psychische Gewalt.
Gewalt zieht Gewalt nach sich
Kinder aus Familien, in denen Gewalt angewendet wird, haben meist selbst ein erhöhtes Risiko, gewalttätig zu werden. 32% der Jugendlichen, die zu Straftaten neigen, erlebten zu Hause selbst Gewalt. Mehrere Studien zeigen, dass nicht nur schwere, sondern auch regelmäßige leichte Körperstrafen häufig
- zu Eskalation der Gewalt in der Familie führen.
- schwere psychosoziale Auffälligkeiten zur Folge haben.
- unsoziales Verhalten (Aggressivität oder fehlendes Mitgefühl) bewirken.
- dazu führen, dass auch Kinder später gewalttätig bzw. kriminell werden, da Gewalt als Konfliktlösung angesehen wird.
Quelle: "Gewaltfreie Erziehung. Eine Bilanz nach Einführung des Rechts auf gewaltfreie Erziehung 2003." Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Bundesministerium der Justiz.