Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Kinder imitieren Erwachsene bis ins kleinste Detail

Das Imitieren aller Aktivitäten von Erwachsenen scheint eine spezielle Lernstrategie von Kindern zu sein. Laut australischen und südafrikanischen Forschern konzentrieren sich junge Tiere beim Lernen mehr auf das Ziel, z.B. ans Futter zu kommen, während Menschenkinder nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“ alles nachahmen, was sie bei ihren elterlichen Vorbildern sehen ...

Internationale Forscher kommen zu dem Schluss, dass es eine Besonderheit der menschlichen Rasse ist, dass Kinder bis ins kleinste Detail imitieren, was ihnen Erwachsene vormachen – auch wenn es nicht immer sinnvoll ist. Junge Schimpansen oder Hunde dagegen ahmen zwar ebenso Handlungen nach, aber nur die relevanten Aktivitäten, die z.B. zur Nahrung führen. Laut Dr. Mark Nielson von der Universität von Queensland in Brisbane, Australien, und Professor Keyan Tomaselli von der KwaZulu-Natal Universität in Südafrika konzentrieren sich junge Tiere beim Lernen mehr auf das Ziel, z.B. ans Futter zu kommen, während Menschenkinder nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“ alles nachahmen, was sie sehen.

Da australische Eltern ihren Kindern in der Regel erklären, was sie tun, beobachteten die Wissenschaftler auch Kinder von Buschmännern der Kalahari Wüste. Dort geben Eltern keine Anweisungen, sondern lassen Kinder durch Beobachtung, z.B. wenn sie mit auf die Jagd gehen dürfen, und eigenes Ausprobieren etwas erlernen. Sie ließen insgesamt 90 Kinder, die zwischen zwei und dreizehn Jahren alt waren und aus Brisbane oder aus der Kalahari Wüste stammten, eine Schatulle öffnen, die ein Spielzeug enthielt. Eine kleine Gruppe durfte vorher damit spielen und selbst herausfinden, wie sie an das Spielzeug kamen. Die Öffnungsmechanismen waren einfach gehalten, z.B. das Drehen eines Knopfes. Alle Kinder erhielten dann eine Unterweisung von einem Erwachsenen, wie sie die Box öffnen könnten. In die Vorführung eingebaut war eine unsinnige Handlung, wie z.B. vor dem Öffnen Kreise mit einem Stecken auf der Oberfläche des Containers zu ziehen. Das erstaunliche Ergebnis: Alle Kinder wendeten unabhängig von ihrer Herkunft auch die bedeutungslosen Gesten des Erwachsenen an, um die kleine Truhe mit dem Spielzeug zu öffnen. Nielson und Tomaselli gehen deshalb davon aus, dass das ausgeprägte Imitationsverhalten bei den Menschen eine bedeutende Rolle bei der Übermittlung der menschlichen Kultur spielt. So können sich Heranwachsende komplizierte Verhaltensweisen einer Kultur leichter einprägen.

Ob dieses Verhalten wirklich weltweit vorherrscht, müssen weitere Studien belegen. Auch ist damit noch nicht geklärt, warum Kinder Handlungen der Erwachsenen so minutiös „kopieren“. Möglicherweise gehen Kinder davon aus, dass alles, was Erwachsene tun, auch logisch ist, selbst wenn sie es nicht verstehen. Vielleicht ist es auch die genetische Disposition des Menschen, durch Nachahmung zu lernen.