Auch die schwächsten Schüler brauchen eine Pause vom Lernen. „Es ist falsch, die Ferien zur zweiten Schule zu machen“, mahnt die Erziehungspsychologin der Universität Halle, Claudia Dalbert in Halle. Sie riet Eltern angesichts der teilweise schon beginnenden Sommerferien, ihre Kinder nicht zu überfordern und ihnen Urlaub von Büchern und Stress zu ermöglichen. Nachhilfe-Unterricht sei zwar grundsätzlich nicht verkehrt, er dürfe in Ferien aber nicht ausufern. „Ab und zu mit den Eltern etwas zu lernen, ist gut, aber der Ernst sollte erst in der ersten Schulwoche wieder beginnen.“
Freizeitstress vermeiden„Die Schule ist eine Phase, in der sich Kinder konzentrieren und anstrengen müssen“, erklärt die Universitätsprofessorin. Wie jeder Arbeitnehmer braucht der Nachwuchs daher eine Zeit zum Entspannen, Durchhängen und Genießen. Daher sollten Eltern ihre Sprösslinge nicht mit zu vielen Unternehmungen und Ausflügen überfordern. „Natürlich ist es toll, wenn Eltern Ideen in petto haben. Aber Erwachsene, die es zu gut meinen, neigen dazu, Kinder zu verplanen.“ Forschungen hätten gezeigt, dass Kinder sehr viel Raum zur Selbstbestimmung brauchen.
Freiräume dem Alter anpassenDie Gestaltung der Ferien müsse zudem vom Alter der Kinder abhängig gemacht werden. „Jugendliche brauchen mehr Freiräume als Kinder, um ihre Interessen herauszufinden“, so die Psychologin. Die schulfreie Zeit sei auch eine gute Gelegenheit, Praktika zu machen oder sich in freiwilligen Projekten zu engagieren. „Für Jüngere ist hingegen Spielen das Wichtigste.“ Um das Beste aus den sechswöchigen Ferien zu machen, sollten schon die Kleinsten selbstständig etwas unternehmen, indem sie sich etwa mit Freunden zu verabreden. Außerdem sollte jedes Familienmitglied an der Planung von Ausflügen beteiligt werden. „Die Eltern sollten die Wünsche ihrer Kinder sehr ernst nehmen und ihnen ein echtes Mitspracherecht einräumen“, empfiehlt Dalbert.
Als erste Bundesländer starten an diesem Donnerstag, dem 25. Juni, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen und Bremen in die Sommerferien, die sechs Wochen später am 5. August enden.