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Kinder mit autistischen Geschwistern brauchen Unterstützung

Ist ein Kind in der Familie autistisch, so ist dies auch eine Herausforderung für seine Geschwister. Häufig erreichen diese deshalb relativ früh eine Reife, die nicht ihrem Alter entspricht. Denn sie müssen Verständnis für ihre andersartigen Geschwister aufbringen und schon früh Rücksicht nehmen…

Kinder mit autistischen Geschwistern sind oft reifer, zeigen mehr Mitgefühl und Fürsorge als ihre Altersgenossen. Denn sie müssen auch eine Menge Herausforderungen bewältigen. Sie leiden häufig unter einem Gefühl der Isoliertheit; sind verwirrt, aber auch verärgert über ihren andersartigen Bruder oder ihre andersartige Schwester und schämen sich zugleich für ihre Wut auf ihre Schwester bzw. ihren Bruder.

Eltern sollten deshalb versuchen ihre „normalen“ Kinder laufend über die Krankheit ihres Geschwisterchens aufzuklären – dem jeweiligen Alter entsprechend. Dr. Raun Melmed, Mitbegründer und medizinischer Direktor des Autismus-Forschungszentrums im Zentrum von Phönix, schlägt vor, dass die Geschwister auch mal bei Besuchen bei Fachärzten für Autismus mitgenommen werden sollten. Er erklärt, dass negative Gefühle der Geschwister von autistischen Kindern normal sind. Eltern sollten ihren Kindern deshalb signalisieren, dass sie verstehen, was sie durchmachen. Für diese Kinder ist es meist sehr schwer, eine Geschwisterliebe zu ihren autistischen Geschwistern zu entwickeln. Manche Kinder wollen dies auch nicht. Für sie kann es z.B. sehr hilfreich sein, andere „normale“ Kinder mit autistischen Geschwistern zu treffen, so Dr. Melmed.

Dr. Sandra Harris, leitende Direktorin des Douglas-Zentrums für autistische und ähnliche Störungen an der Rutgers Universität, gibt einige Tipps, wie Eltern ihre „normalen“ Kinder beim Verständnis für ihre autistischen Geschwister unterstützen können:

Erklären, warum autistische Geschwister nicht mitspielen wollen
Dass das Geschwisterchen nicht wie andere Kinder reagiert, bemerken Kinder zunächst, wenn es nicht mit ihnen spielt. Ein autistisches Kind wirkt dann vielleicht gleichgültig, wenn sein Bruder oder seine Schwester versucht, Kontakt aufzunehmen, oder reagiert vielleicht sogar heftig abwehrend. Laut Dr. Harris besteht evtl. die Möglichkeit, über ganz einfache Dinge gemeinsam Freude zu haben, z.B. wenn sie Murmeln rollen lassen oder sich kitzeln. Eltern können ihrem Kind erklären, dass sein Bruder oder seine Schwester es im Moment nicht besser kann und dass er oder sie vielleicht später ein Spiel lernt, das sie gemeinsam spielen können.

Extra Zeit finden und zur Ehrlichkeit ermutigen
Geschwister autistischer Kinder geraten oft in den Hintergrund, da Eltern viel Zeit für das autistische Kind aufbringen müssen. Wenn möglich sollten Eltern jede Woche versuchen, sich ihrem gesunden Kind auch immer wieder ganz alleine zu widmen.
Wenn das autistische Kind etwas Bizarres in Öffentlichkeit macht, sollten Eltern ihrem anderem Kind helfen, sich deshalb nicht zu schämen, sondern auf das Staunen anderer Leute aktiv zu reagieren, auf sie zuzugehen und zu erklären, warum sich sein Bruder oder seine Schwester so verhält und auch bereit sein, Fragen zu beantworten.