Lärm kann nicht nur dem Gehör schaden, sondern ruft auch körperliche Reaktionen hervor: Ständige Umweltgeräusche - insbesondere in der Stadt - halten den Körper unbewusst in Alarmbereitschaft. Es werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet. "Die Folge können Bluthochdruck, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen sein. Straßenlärm ist die Hauptquelle von Lärm im Alltag. Eine Hauptverkehrsstraße verbreitet einen anhaltenden Schall von etwa 65 Dezibel. Ständiger Lärm über 55 Dezibel kann aber schon belastend wirken. Ein Gespräch in ein Meter Entfernung entspricht beispielsweise einer Lautstärke von etwa 45 Dezibel und ein Staubsauger in drei Meter Entfernung erreicht 70 Dezibel", erklärt Dr. Thomas Fendel, Kinder- und Jugendarzt in München.
Dass Kinder besonders empfindlich gegenüber Verkehrslärm reagieren, zeigte eine Studie der Universität Innsbruck mit 1.280 Kindern zwischen 8 und 11 Jahren. Ein Teil der Kinder wohnte in einer Region mit einer Lärmbelastung über 55 Dezibel. Die Vergleichsgruppe war in einem leisen Umfeld (unter 45 Dezibel) zu Hause. Die Wissenschaftler kontrollierten die körperliche Verfassung der Kinder mit Hilfe von Blutdruck-, Puls- und Atemstoß-Messungen und untersuchten den Anteil der Stresshormone im Harn. Darüber hinaus mussten die Kinder Motivations- und Konzentrationstest absolvieren. Die Auswertung ergab, dass schon Pegel zwischen 55 und 65 Dezibel reichten, um Stresshormone und Blutdruck dauerhaft zu erhöhen und Konzentrations- und Leseschwächen bei den Kindern hervorzurufen.
"Gerade in den Städten sollten Eltern versuchen, die Lärmbelastung ihrer Kinder möglichst gering zu halten", empfiehlt Dr. Fendel. Lärmschutzfenster und -wände sowie verkehrsberuhigte Straßen können z. B. helfen, den Geräuschpegel etwas zu reduzieren.