Eltern sollten Kinder und Jugendliche über die Risiken des alltäglichen Umgangs mit giftigen löslichen Stoffen warnen. Sie können beim tiefen Einatmen, dem so genannten „Schnüffeln“, zu Bewusstseinstrübungen, Herzrhythmusstörungen, zum Ausfall des Atemzentrums im Gehirn oder Sauerstoffmangel und sogar zum Tod führen. Experten sprechen von „Sudden Sniffing Death Syndrome“ (SSDS). „Im Haushalt sollten Eltern am besten keine lösungsmittelhaltigen Leime oder andere flüchtigen Stoffe aufbewahren, um zu vermeiden, dass Kinder damit experimentieren und diese Stoffe inhalieren. Vorbeugend auf die Gefahren des ‚Schnüffelns’ aufmerksam zu machen, halte ich nicht für sinnvoll, denn so wecken Eltern erst das Interesse und die Neugier der Kinder. Doch die möglichen Wirkungen beim falschen Gebrauch von Klebstoffen und Leimen sollten Kinder kennen“, rät Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Laut der Europäischen Schülerstudie ESPAD 2007 sterben ein Viertel der Schnüffelopfer beim ersten Schnüffelversuch. „Die Kinder berauschen sich mit unbekannten Stoffen, deren Wirkung sie nicht einschätzen können und deren Dosierung schwer zu kontrollieren ist. Besonders unkalkulierbar sind Artikel mit Treibgas, die sich direkt in die Nase und in den Rachen sprayen lassen“, erklärt Dr. Fegeler. Auch Explosionen mit feuerentzündlichen Stoffen können zu Verletzungen führen. Butangas, Propangas und Raumsprays haben die meisten Todesfälle zur Folge, so eine amerikanische Studie, die in Pediatrics veröffentlicht wurde. Demnach dienen mehr als 3.400 Produkte aus dem Alltag zum „Schnüffeln“. Feuerzeuge, Deo-, Haarsprays, Campinggasflaschen, acetonhaltige Nagellackentferner, Farb- und Klebstoffe oder Verdünnungsmittel gehören dazu.
Quellen: Pediatrics, ESPAD