„Es ist völlig unverständlich, wie der GKV-Spitzenverband auf die Idee kommt, dass wir Niedergelassenen während der ersten Corona-Welle beim Honorar unverhältnismäßig profitiert haben sollen und dass daher nun die Corona-Hilfen nicht weiter verlängert werden sollen.“ Mit diesen Worten reagierte Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) auf entsprechende Aussagen in der FAZ von Stefanie Stoff-Ahnis, GKV-Vorstand.
Dr. Thomas Fischbach weiter: „Im Frühling 2020 haben wir 20 bis 30% weniger Patienten gehabt als in normalen Jahren zu dieser Zeit. Die Einbrüche bei den Fallzahlen lagen daran, dass die Patienten ausblieben, weil sie sich aus Angst vor Ansteckung nicht in die Praxen getraut haben. Wir haben aber deshalb keineswegs weniger gearbeitet. Im Gegenteil. Wir haben unsere Praxen umorganisiert, Sprechstunden verändert, unsere Mitarbeiterinnen in Sachen Hygiene geschult und Raumteilungen vorgenommen, um uns selbst und unsere Patienten vor Ansteckung zu schützen. Außerdem haben wir vermehrt am Telefon und in Videosprechstunden Patienten bzw. deren Eltern beraten. Denn statt in die Praxen zu kommen, riefen uns die Eltern an, ließen sich aus der Ferne beraten, krankschreiben und Rezepte für ihre Kinder schicken. Diese Form der Konsultation ist weitaus zeitraubender als die übliche Form, bei der wir die Patienten in der Praxis sehen. Und sie ist schlechter bezahlt, die Pauschale liegt um 20 bis 40% unter der normalen Pauschale.
Erst im Juni normalisierte sich der Betrieb in unseren Praxen und damit auch die Fallzahlen wieder. Ein Befund, den im Übrigen auch das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) bestätigt. Nun steigen die Infektionszahlen seit einigen Wochen wieder, unsere Praxen bleiben wieder leer und wir beraten wieder vermehrt am Telefon und in Videosprechstunden. Dabei müssen wir inzwischen fast bei jedem Kontakt Fragen zur Corona-Impfung beantworten, wofür wir kein Honorar bekommen, da eine Impfberatung ohne nachfolgende Impfung nicht bezahlt wird. Wir arbeiten also hier ohne Honorar.
Trotz der Umsatzeinbußen und stark gestiegenen Kosten für die Hygiene hat kaum eine Kinder- und Jugendarztpraxis Kurzarbeit beantragt. Dass der GKV-Spitzenverband nun Bundesgesundheitsminister Spahn, der die Hilfen verlängern will, in den Arm fällt und ein Ende des Schutzschirms verlangt, ist unglaublich und wir werden das auf keinen Fall klaglos hinnehmen.“
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