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Kinder- und Jugendärzte fordern allgemeine Impfpflicht

Obwohl die Wirksamkeit von Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten bei etwa 97% liegt, lehnen immer mehr Eltern vorbeugende Impfungen ihrer Kinder ab. Viele unterschätzen das Gesundheitsrisiko, das von „Kinderkrankheiten“ ausgehen kann. Die Aufnahme in den Kindergarten und die Schule sollte deshalb nur mit allen vorgeschriebenen Impfungen erfolgen, empfiehlt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) anlässlich des 35. Kinder- und Jugendärztetages in Berlin. Dieser Kongress steht ganz im Fokus des gesellschaftspolitischen Themas "Impfens"...

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) fordert eine allgemeine Impfpflicht für Kinder. Die Aufnahme in den Kindergarten und die Schule solle nur mit allen vorgeschriebenen Impfungen erfolgen, so der Hamburger Kinder- und Jugendarzt Dr. Michael Zinke auf dem 35. Kinder- und Jugendärztetag in Berlin. Zudem sollten die Krankenkassen verpflichtet werden, die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) umzusetzen.

Immer mehr Eltern lehnten vorbeugende Impfungen ihrer Kinder ab, obwohl deren Wirksamkeit bei 97% liege und Komplikationen nur sehr selten aufträten, erklärt Dr. Zinke. Schwere Erkrankungen oder gar Todesfälle bei Masernausbrüchen zeigten, wie wichtig die Vorsorge gegen Infektionen wie Tetanus, Mumps und Röteln sei. Gesunde Kinder zum Anstecken auf „Masern-Partys“ zu schicken, sei „wie ein Tanz auf einem Minenfeld“.

Unverständlich sei auch die Weigerung vieler Krankenkassen, die STIKO-Empfehlung vom August 2004 zur Impfung von Kindern gegen Windpocken umzusetzen. Die Kassen gäben derzeit lediglich 0,5% ihres Budgets für Schutzimpfungen bei Kindern und Erwachsenen aus, sagte BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann. Der Impfstoff koste bei Tetanus 6, bei Windpocken rund 40 und bei Pneumokokken etwa 60 Euro. Hinzu kämen die Arztkosten von 5 bis 20 Euro.

Die Durchführung bundesweiter Impfprogramme, wie sie z.B. in skandinavischen Ländern von Erfolg gekrönt sind, sind aufgrund des Föderalismus in Deutschland fast nicht möglich, da solche Aktionen hier auf Länderebene entschieden werden, bedauert der STIKO-Vorsitzende Prof. Heinz-J. Schmitt.

Verbesserung der Früherkennung
Außer der Grundimmunisierung von Kindern müsse dringend das allgemeine Kinder-Früherkennungsprogramm überarbeitet werden, fordert Dr. Hartmann. Der aus den 70er Jahren stammende Vorsorgeplan berücksichtige „moderne“ Probleme wie Sprach-, Gewichts- oder Lernprobleme sowie Störungen der Sozialisation beispielsweise durch extremen Medienkonsum nicht. „Zwischen sechstem und zehnten Lebensjahr gibt es zudem eine Untersuchungslücke, die medizinisch überhaupt nicht zu begründen ist.“