BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach erklärte heute in Köln: „Der GKV Spitzenverband versucht, auf unsere Kosten zu sparen. Das lehnen wir rundum ab. Eine Nullrunde, wie die GKV vorgeschlagen hat, bedeutet für unsere Praxen nicht einfach 0 Euro mehr, sondern pro Quartal ein Minus von vielen tausend Euro. Wir befinden uns noch mitten in der Corona-Krise. Dass unser Gesundheitssystem bisher nicht kollabiert ist, verdankt die Gesellschaft zu einem großen Teil auch uns niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten und unseren Mitarbeiterinnen. Wir haben viele der infizierten Patienten ambulant betreut. Um dies zu leisten und gleichzeitig auch alle anderen Patienten sicher zu versorgen, haben wir unsere Praxisabläufe grundlegend umstrukturiert. Diese Umstrukturierungen waren und sind sehr aufwendig und auch kostentreibend. Dazu kommen steigende Mieten, Energiepreise, höhere Preise für medizinisches Gerät, Praxisbedarf und nicht zuletzt auch die steigenden Löhne unserer Mitarbeiterinnen, ohne die es vor allem zur Zeit nicht geht. Alle Kosten unserer Praxis müssen wir allein mit unseren Honoraren erwirtschaften.
Uns mit einer Nullrunde abspeisen: Geht gar nicht
Kinder- und Jugendärzte verdienen bereits jetzt deutlich weniger als niedergelassene Ärzte der meisten anderen Fachrichtungen, wir stehen zur Zeit auf dem vorletzten Platz beim Gewinn pro Vertragsarzt – aus unserer Sicht auch ein Zeichen dafür, wie wenig die Gesundheit von Kindern zählt. Käme es zu einer Nullrunde, wäre die wirtschaftliche Existenz unserer Praxen und damit auch die zukünftige Versorgung unserer Patienten gefährdet – und dies bei steigenden Geburtenraten.
Speziell unser Fachbereich ist überaltert. In den nächsten fünf Jahren erreichen viele Kolleginnen und Kollegen die Altersgrenze und gehen in Rente. Nach einer aktuellen Umfrage des ÄND unter niedergelassenen Ärzten erwägt sogar, ein erheblicher Teil der über sechzigjährigen Kolleginnen und Kollegen wegen der gesetzlichen Gängelungen der letzten Jahre früher aus dem Berufsleben auszuscheiden als geplant. Schon heute ist es schwierig geworden, Nachfolger für die Kinder- und Jugendarztpraxen zu finden; viele Eltern finden schon heute keine wohnortnahe Kinder- und Jugendarztpraxis mehr. Eine Nullrunde würde vor allem die kinder- und jugendärztlichen Versorgungsstrukturen in den schwierigen Sozialräumen der Großstädte und auf dem Land aushöhlen. Statt einer Nullrunde ist daher eine Erhöhung unserer Honorare unabdingbar für den Fortbestand der Kinder- und Jugendarztpraxen und damit auch für die Gesundheit der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen. Bekanntermaßen hat die KBV die Verhandlungen mit den Krankenkassen für gescheitert erklärt und den Erweiterten Bewertungsausschuss angerufen. Der Ball liegt aber auch hier im Feld der GKV. Hier muss man sich bewegen. Wir erwarten, dass die GKV dringend bei den Honoraren nachbessert.“
__________________
Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des BVKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.