Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) setzt sich dafür ein, dass Kinder die einen Krippenplatz bekommen, einen vollständigen Impfstatus vorweisen müssen, bevor sie aufgenommen werden. „Alle Kinder, die in einer Kinderkrippe sind, sollten unbedingt die altersgemäßen Impfungen haben. Wir wissen, dass manche im Säuglingsalter durchgemachte Infektionskrankheit, wie z.B. Masern, sehr gefährliche Konsequenzen haben kann. Die jüngsten Fälle aus Deutschland zeigen, dass die Krankheit mitunter auch tödlich verlaufen kann. Deshalb müssen vermeidbare Ansteckungen in Kinderkrippen verhindert werden“, fordert Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des BVKJ. Der Ärzteverband hatte sich bei seinem Frühjahrskongress in Weimar hinter die Forderungen von Familienministerin Ursula von der Leyen gestellt, die Zahl der Krippenplätze deutlich zu erhöhen. „Wir unterstützen die Initiative der Familienministerin – allerdings muss sichergestellt sein, dass auch Säuglinge im ersten Lebensjahr besonders geschützt sind. Da manche Impfungen, wie die gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken, erst am Ende des ersten Lebensjahres gegeben werden können, müssen wir darauf achten, dass unsere Kleinsten nicht durch ungeimpfte ältere Kinder angesteckt werden. Das kann fatale Folgen haben“, warnt Hartmann. Die Kinder- und Jugendärzte in Deutschland setzen sich seit Jahren dafür ein, dass Kinder und auch Schüler ohne vollständigen Impfstatus keine Gemeinschaftseinrichtung besuchen dürfen. „In vielen Ländern, die diese so genannte „no-vaccination – no school (kindergarden)-Regelung“ eingeführt haben, ist es gelungen, gefährliche Infektionskrankheiten wie Masern oder Keuchhusten zu eliminieren. Und das gilt nicht nur für Länder wie Finnland oder die USA. Auch in vielen Ländern Südamerikas und Afrikas sind die Masern ausgerottet. Nur hier in Deutschland sterben noch immer Kinder an vermeidbaren Infektionskrankheiten. Das können und werden wir nicht akzeptieren. Es ist höchste Zeit, dass die Politik hier aktiv wird“, kritisiert Hartmann. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Ziel, die Masern bis 2010 in Deutschland zu eliminieren.
Studie belegt Wirksamkeit von Impfungen auch bei „Frühchen“
Eine aktuelle amerikanische Studie belegt, dass Impfungen auch bei Frühchen wirksam sind. Untersucht wurden insgesamt 32 Kinder. Sechzehn so genannte „Frühgeburten-Kinder“ wurden mit 16 Kindern verglichen, die zum errechneten Geburtstermin geboren wurden. Das Ergebnis: Fast alle Kinder hatten vor der Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken kaum nachweisbare Antikörpertiter gegen diese vier Infektionskrankheiten. Nach der zeitgerechten Impfung hatten alle Kinder ausreichend Antikörper im Blut. Die Titer bei den Frühgeborenen waren dabei nahezu gleich hoch, wie die Antikörperzahl bei den „Normalgeborenen“. „Das Ergebnis dieser Studie bestätigt, dass Impfungen für alle Kinder sinnvoll sind und zu den wirksamsten medizinischen Errungenschaften gehören, die wir Ärzte kennen. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Kinder, die z.B. aufgrund eines angeborenen Immundefektes oder einer akuten Krebsbehandlung nicht geimpft werden können, vor lebensgefährlichen Ansteckungen geschützt werden – und das gilt vor allem für Gemeinschaftseinrichtungen“, unterstützt Prof. Dr. med. Heinz-J. Schmitt, von der Stiftung Präventive Pädiatrie am Universitätskinderklinikum Mainz und Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI), die Forderungen der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte in Deutschland.