Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Kinder- und Jugendärzte: „Neue Hartz IV-Sätze zementieren Kinderarmut!“

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte kritisiert, dass den Kindern von Hartz-IV-Empfängern mit den geplanten Neuregelungen nicht geholfen wird. Im Gegenteil: So wird die derzeit bestehende Kinderarmut in Deutschland zementiert...

„Hartz IV wird neu geregelt. Den Kindern und Jugendlichen in unserem Land, die von Armut betroffen sind und die ohne ihr Zutun von den Hartz IV-Sätzen leben müssen, wird damit nicht wirklich geholfen. Die Kinderarmut wird entgegen allen Versprechungen der Politik zementiert.“ Dies sagte heute in Köln Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.

„Wenn demnächst das Jobcenter den Kindern von Langzeitarbeitslosen den Sportverein bezahlt, ist dies zwar positiv, es hilft aber viel zu wenig. Der Staat geht nicht auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien ein. Die Regelsätze für Kinder orientieren sich an denen für Erwachsene, Kinder erhalten je nach Alter 60, 70 oder 80 Prozent des Erwachsenensatzes. Was Kinder an Geld wirklich brauchen, ist nicht erfasst. Allein die Mitgliedschaft in einem Sportverein oder die Teilnahme an einer Musikschule übersteigen die vorgesehenen Sätze. Unter anderem entscheidend für das soziale Wohlergehen der Kinder ist aber kulturelle Teilhabe und nicht Ausgrenzung.“

Daneben bemängelt Hartmann die nach wie vor bestehende tiefe Kluft von Kindern aus sozial gesicherten und bildungsorientierten Familien gegenüber Kindern aus sozial benachteiligten und bildungsfernen Familien bezüglich ihrer Bildungschancen und der damit verbundenen Sozialprognose. „Die Kinder können nichts dazu, in welche Verhältnisse sie geboren werden. Die jährliche IGLU-Studie und der PISA-Report bestätigen immer wieder, dass in Deutschland im Vergleich zum übrigen Europa am ausgeprägtesten die Bildungschance eines Kindes von der familiären Herkunft abhängt. In unserem reichen Land wird viel zu wenig Geld in die Hand genommen, um von den vorschulischen Einrichtungen wie Krippe und Kita über die Grundschule bis hin zu den Haupt- und Sekundarschulen insbesondere Kinder aus den sozialen Brennpunkten so zu fördern, dass sie eine gute Schul- und Sozialprognose bekommen.“ Dies, so der Präsident, sei im Übrigen auch ein wesentlicher Schlüssel zur Integration von Kindern aus Migrantenfamilien. Die neuen Beschlüsse hingegen kratzten lediglich an der Oberfläche des Problems Kinderarmut und gäben allenfalls dem politischen Entscheidungsträger das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Sie verhinderten deswegen, dass die Politik die Kinderarmut nachhaltig und wirksam bekämpfte.