Eltern bringen ihre Kinder häufig mit sehr komplexen Fragen in die Kinder- und Jugendarztpraxen. Viele dieser Fragen gehen weit über die Medizin hinaus und berühren ganz allgemein das Handling von Kindern. Als Vertrauensperson können wir Kinder- und Jugendärzte Eltern hier häufig raten und sie in ihrer Elternkompetenz nachhaltig stärken. Mit Billigmedizin per Videochat geht das mit Sicherheit nicht.
Und dann weisen Sie noch darauf hin, die elektronische Beratung verhindere auch die Ansteckungsgefahr im Wartezimmer. Vor allem für Eltern kleiner Kinder sei dies eine große Entlastung.
Ja, wirklich eine feine Idee. Was kommt als Nächstes? Wollen Sie Eltern jetzt auch davon abraten, ihre Kinder in die Kita oder auf den Spielplatz zu lassen? Die DAK kann sie ja alle mit Tablets ausrüsten und dann lässt man sie allein in ihren Kinderzimmern über die Bildschirme wischen. Dabei stecken sie sich garantiert nicht an.
Ganz ernsthaft: von der DAK hätten sich meine Kolleginnen und Kollegen und ich qualifizierteren Rat erhofft. Zum Beispiel könnten Sie Eltern raten, ihre Kinder impfen zu lassen. Dann bekommen sie die richtig schlimmen Infektionskrankheiten nämlich NICHT. Von ihren Geschwistern, in der Kita, auf dem Spielplatz, auf dem Kindergeburtstag und ja, auch möglicherweise in einer Arztpraxis, fangen sie sich dann nur noch ab und zu einen harmlosen Keim ein. Der trainiert ihr Immunsystem und macht sie stark. Das hätten Sie Ihren Versicherten raten können, Herr Rebscher. Und noch etwas zu den Wartezeiten: wir Kinder- und Jugendärzte haben in der Regel supergute Bestellsysteme. Eltern mit kranken Kindern müssen nur anrufen und bekommen in der Regel einen Termin am selben Tag.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Thomas Fischbach
Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte
Berlin/Köln, April, 2016