„Es ist wissenschaftlich gesichert, dass eine gute frühkindliche Entwicklungsförderung entscheidende Weichen für das Leben stellt. In dieser so wichtigen Entwicklungsphase benötigen Kinder eine stetige und abwechslungsreiche Stimulation für die Entwicklung ihrer Grundkompetenzen. Kinder aus anregungsarmen Familien, die etwa 15-20% eines Geburtsjahrganges ausmachen, haben dann häufig Schwierigkeiten in der Schule. Viele von ihnen schaffen keinen Schulabschluss und sind für eine Ausbildung bzw. den Arbeitsmarkt nicht verfügbar. Manche reagieren mit psychischen Erkrankungen oder werden zu gesellschaftlichen „drop outs“. Medizinische Fördermaßnahmen greifen hier entgegen den Erwartungen mancher Politiker nicht. Frühkindliche Entwicklungsförderung ist aber essentiell und wenn die Familien diese allein nicht mehr leisten können, brauchen wir Einrichtungen, die sie unter Einbezug der Familien anbieten.“ Hartmann spricht sich in diesem Zusammenhang für die Einrichtung von Familienzentren aus, die unter einem Dach sowohl eine qualifizierte Kindertagesbetreuung anbieten als auch soziale Hilfen oder Bildungsangebote für die ganze Familie. „Solche Strukturen könnten auch von den niedergelassenen Kinder- und Jugendärzten als wichtige Stütze in der sozialräumlichen Betreuung und Förderung der Kinder und Jugendlichen adressiert werden“, fügt Hartmann hinzu. „Wichtig ist, dass sie als lebensweltkonstante Einrichtung installiert sind und nicht nach kurzer Förderzeit wieder verschwinden.“
Prof. Jörg Maywald von der Liga für das Kind, betont, welche ungeheuren Talente der Gesellschaft verloren gehen, wenn diese Kinder nicht von vorne herein gefördert werden. Man solle vielmehr diese Kinder als gesellschaftliche Chance für die Zukunft sehen und alles tun, ihre Fähigkeiten zu entwickeln.
MdB Eckhard Pohls, Mitglied der Kinderkommission des Deutschen Bundestages, sieht in dem neuen Präventionsgesetz große Chancen für die Entwicklung sozialpräventiver Einrichtungen in den Lebenswelten der Kinder. Überhaupt spiele der Gedanke der Primärprävention, also der Verhinderung von Erkrankungen oder Störungen im Vorhinein, mittlerweile eine große Rolle in der politischen Debatte.
Prof. Günther Esser, der klinische Psychologie an der Universität Potsdam lehrt, weist darauf hin, dass es in den letzten Jahrzehnten zu keinem Anstieg der psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen gekommen sei. Allerdings stelle man heute schon sehr viel früher fest, inwieweit Kinder oder Jugendliche psychisch auffällig sind. Nur etwa die Hälfte von ihnen, insgesamt etwa 10% eines Geburtsjahrganges, seien behandlungsbedürftig.
„Wir kommen nicht darum: Förderung und Betreuung von Kindern so früh wie möglich, dazu eine pädiatrische Begleitung, die neben der gesundheitlichen Versorgung die Entwicklung der Kinder beobachtet und früh Förderbedarf nicht nur anmelden, sondern umgesetzt sehen kann, wäre ein großer Schritt in Richtung auf mehr Chancengleichheit unserer Kinder“, schließt Hartmann.
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