Der Verbrauch an systemischen Antibiotika (Antibiotika für den gesamten Organismus) in der ambulanten Versorgung ging im Studienzeitraum um 21 % zurück. Besonders sehr junge Kinder zwischen 0 und 1 Jahr bekommen immer seltener Antibiotika verordnet: Hier betrug der Rückgang fast 50 %, gefolgt von den Gruppen der 2- bis 5-Jährigen (-44 %) und 10- bis 14-Jährigen (-41 %). Dieser deutlich rückläufige Trend wurde in nahezu allen KV-Bereichen und für die überwiegende Zahl der eingesetzten Antibiotika beobachtet.
Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) stellte dazu heute in Köln fest: "Antibiotika dürfen nie routinemäßig verordnet werden, sondern immer nur nach genauer Untersuchung und Abwägung aller therapeutischen Möglichkeiten. Wir Kinder- und Jugendärzte setzen uns daher seit Jahren für den sachgerechten Antibiotikaeinsatz ein. Als Berufsverband bieten wir unseren Mitgliedern flächendeckend Fortbildungen zum Thema an, damit sie kranken Kindern gezielt die richtigen Medikamente verordnen können. Wir ermutigen sie, im Zweifelsfall im Labor ein Antibiogramm machen zu lassen, um Erreger ganz genau bestimmen und bekämpfen zu können.
Meist reichen allerdings schon günstigere Laboruntersuchungen wie zum Beispiel ein Blutbild oder die Bestimmung des auf Entzündungen hinweisenden Marker CRP. Doch diese Untersuchungen bezahlen die Krankenkassen nur unzureichend. Wir müssen sie zum Teil aus eigener Tasche bezahlen. Das muss dringend geändert werden im Sinne unserer Patienten.
Unsere Fortbildungen wollen wir noch ausbauen, denn noch gibt es regionale Unterschiede der Antibiotikaverordnungen. Wir wünschen uns allerdings auch mehr Elternaufklärung. Ausländische Eltern kennen es oft aus ihrer Heimat, dass Kindern bei kleinsten Infekten Antibiotika verabreicht werden. Diese Eltern setzen den Arzt oder die Ärztin oft unter enormen Druck, ihrem Kind ein Antibiotikum zu verordnen. Auch viele berufstätige Eltern verlangen für ihre Kinder bei jedem Infekt Antibiotika. Sie haben Angst, auf der Arbeit zu fehlen, wenn ihr Kind wegen eines Infekts nicht außerhäuslich betreut werden kann. Diesen Anwesenheitsdruck geben sie an die Kinder- und Jugendärzte weiter.
Insgesamt bescheinigt uns die ZI-Studie aber gute Arbeit und in diesem Sinne werden wir auch weiter dahingehend wirken, den Antibiotikaverbrauch unserer Patienten auf das Allernotwenigste zu beschränken, um Antibiotikaresistenzen zu verhindern."
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