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Kinder- und Jugendärzte: „Wir lassen uns von der Politik nicht zur Kindererziehungs-Polizei machen!“

Im Koalitionsstreit über ein Betreuungsgeld haben Abgeordnete in Interviews mit der taz und der ZEIT vorgeschlagen, sozial schwache und bildungsferne Familien das Betreuungsgeld nur auszuzahlen, wenn die Familien bestimmte Auflagen erfüllen, u. a. soll dazu der regelmäßige Besuch von Vorsorgeuntersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt gehören. Diesen Vorschlag weist der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ) auf das Entschiedenste zurück...

Im Koalitionsstreit über ein Betreuungsgeld haben Abgeordnete in Interviews mit der taz und der ZEIT vorgeschlagen, sozial schwache und bildungsferne Familien das Betreuungsgeld nur auszuzahlen, wenn die Familien bestimmte Auflagen erfüllen, u. a. soll dazu der regelmäßige Besuch von Vorsorgeuntersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt gehören.

Diesen Vorschlag weist der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ) auf das Entschiedenste zurück.

BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann erklärte heute am Rande eines Internationalen Kinderärztekongresses in Brixen: „Das System der Vorsorgeuntersuchungen dient dazu, Krankheiten früh zu erkennen, zu verhindern und zu heilen. Die Vorsorgen sind nicht darauf ausgerichtet zu erkennen, ob Eltern ihre Kinder ausreichend fördern. Kinder- und Jugendärzte sind auch keine Experten für frühkindliche Pädagogik. Erziehungsüberwachung im staatlichen Auftrag lehnen wir ab. Wir sind die Vertrauten und Partner der Eltern und helfen ihnen, ihre Kinder gesund großzuziehen.

Das Wächteramt für das Kindeswohl hat allein der Staat zu übernehmen. Er muss dafür sorgen, dass die Kinder frühzeitig und gut gefördert werden.

Der BVKJ zweifelt daran, dass das Betreuungsgeld diesem Zweck dient.

Zahlreiche Studien belegen, dass eine frühzeitige Förderung in gut ausgestatteten Kitas die soziale und intellektuelle Entwicklung der Kinder fördert. Insbesondere Kinder aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien profitieren von einer solchen sozialkompensatorischen Förderung. Daher lehnen wir das Betreuungsgeld in der geplanten Form ab und fordern statt dessen den Ausbau des gesamten Frühfördersystems. Darüber hinaus könnte eine bessere Berücksichtigung von Erziehungszeiten im Rentensystem die Benachteiligung von Müttern gegenüber kinderlosen Berufstätigen mindern und hier für mehr Gerechtigkeit sorgen.“