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Kinder- und Jugendärzte: "Zuckerfreie Babytees können nur ein Anfang sein!"

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) will laut der Bild bis Ende 2019 süßende Zutaten in Babytees aus dem Verkehr ziehen. Aus Sicht des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ist dieser Vorstoß zu wenig, allenfalls ein Halt auf halber Strecke.

BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach: "Zucker und andere süßende Zutaten aus Baby- und Kindertees und -milch gesetzlich zu verbieten, ist zu wenig. Wir brauchen endlich ein umfassendes Konzept, um Kinder vor Übergewicht und seinen lebensverkürzenden Folgekrankheiten zu schützen.

Gerade Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien entwickeln häufig krankhaftes Übergewicht. Ihre Eltern profitieren nicht von Informationsangeboten, sie brauchen einen gesetzlichen Rahmen, der sie vor ungesunden Lebensmitteln schützt und eine gesunde Ernährung erleichtert.
Sie brauchen besseres Schul- und Kita-Essen. Es kann doch nicht sein, dass sie in der Schule zum Beispiel hochsubventioniertem Kakao oder andere nachweislich ungesunde Süßgetränke bekommen und damit von früh auf ungesundes Essverhalten lernen.

Weiterhin brauchen eine klare, gut sichtbare Nährwertkennzeichnung auf allen Lebensmittelpackungen, am besten einen Nutriscore wie in Frankreich. Mit dem Nutriscore werden Lebensmittel vor allem aufgrund des Gehaltes an Zucker, gesättigtem Fett und Salz mit einem Buchstaben- und Farbcode gekennzeichnet, ähnlich der in Europa seit langem etablierten Kennzeichnung des Energieverbrauches bei Elektrogeräten. Eltern können damit schnell und barrierefrei Produkte vergleichen und auswählen. Apps wie z.B. `Open Food Facts´, mit denen man im Supermarkt den Barcode der Produkte scannen kann dann den Nutriscore für das Produkt erhält, können nur eine Übergangslösung sein.

Außerdem brauchen wir Werbebeschränkungen für "Kinderlebensmittel" oder noch besser: Die Abschaffung von "Kinderlebensmitteln". Denn diese sind meist besonders ungesund und teuer. Kein Kind braucht "Kinderlebensmittel". Jedes Kind kann ab einem Jahr mit am Familientisch ganz normale, frisch gekochte Mahlzeiten essen.

Last but not least brauchen wir endlich eine Zuckersteuer auf Süßgetränke, wie sie sich in Großbritannien, Mexiko und vielen anderen Ländern schon bewährt hat.

Fazit: Süße Babytees zu verbieten ist zu wenig. Auch auf freiwillige Vereinbarungen mit der Ernährungsindustrie über weniger Fett, Zucker und Salz in Fertigprodukten zu hoffen, ist zu wenig. Die Ministerin sollte klare gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen, um unsere Kinder besser vor Übergewicht zu schützen. Wenn es der Ernährungsindustrie wirklich ernst ist mit gesünderen Lebensmitteln, können Gesetze sie nicht schrecken."
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Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des BVKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.