BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach: "Kinder haben ein Recht darauf, immunisiert zu werden gegen potentiell tödliche Krankheiten. Das Gesetz muss kommen."
Impfungen retten jeden Tag vielen Hunderttausend Menschen weltweit das Leben. Einige Erreger wie zum Beispiel Pockenviren gelten inzwischen dank konsequenter Impfprogramme als ausgerottet. In Deutschland endete daher 1976 die Impfpflicht für Pockenimpfstoffe, die seit dem Impfgesetz von 1874 gegolten hatte und viel Leid verhindert hat. Masern flammen dagegen immer wieder auf und fordern Tote - auch in Deutschland. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert daher schon lange eine Impfpflicht gegen Masern.
BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach: " Viele Behauptungen von Impfgegnern sind wissenschaftlich längst widerlegt. Schutzimpfungen gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) können zum Beispiel nicht Autismus auslösen - auch wenn solche Falschinformationen noch immer in sozialen Netzwerken kursieren. Impfgegner stehen mit ihrer Panikmache vor Nebenwirkungen, mit ihren Verschwörungstheorien und ihrer Ablehnung wissenschaftsbasierter Fakten inzwischen aber auf verlorenem Posten.
Heute ist eine Mehrheit der Gesellschaft und auch parteiübergreifend in der Politik für eine Impfpflicht. Nun gilt es, den Mehrheitswillen zügig umzusetzen.
Nur mit einer gesetzlichen Impfpflicht werden wir das Ziel des Nationalen Aktionsplans erreichen, Masern bis 2020 in Deutschland dauerhaft auszurotten. Masernepidemien wie sie jedes Jahr in Deutschland auftauchen wird es dann nicht mehr geben, wenn mindestens 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sind. Wir unterstützen daher voll und ganz den Spahn-Vorschlag einer gesetzlichen Impfpflicht und hoffen, dass er dafür nächste Woche in der großen Koalition eine Mehrheit finden wird. Wir wünschen uns allerdings eine Impfpflicht auch für andere gefährliche Krankheiten, für Röteln, Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten, Mumps und Windpocken. Dies würde uns unsere Beratungsarbeit enorm erleichtern und vor allem dafür sorgen, dass wir keine Behinderte und Tote mehr durch vermeidbare Krankheiten betrauern müssen.
Schon heute lassen die meisten Eltern nach der individuellen Impfaufklärung durch ihren Kinder- und Jugendarzt ihr Kind impfen. Doch wir brauchen Impfraten von über 95 Prozent, um Krankheiten wirklich auszurotten. Vielfach vergessen Eltern Impftermine oder Kinder werden nicht konsequent durchgeimpft. Denn um optimal gegen Masern immunisiert zu sein, sind beispielsweise zwei Impfungen erforderlich. Längst nicht alle Kinder erhalten beide Impfungen. Und oft haben junge Eltern auch nur eine oder keine Masernimpfung erhalten. Wir brauchen deshalb eine Regelung, dass sich nicht geimpfte Erwachsene gleich mitimpfen lassen, wenn sie mit ihren Kindern zu uns kommen."
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