"Zur Zeit erleben wir, wie die Kinder- und Jugendmedizin ausblutet. Vielerorts, vor allem auf dem Land und an den Stadträndern finden Eltern für ihre Kinder keine wohnortnahe Kinder- und Jugendarztpraxis mehr. Damit entscheidet der Wohnort darüber, wie gut Kinder und Jugendliche medizinisch betreut werden. Hier muss vor allem die Politik gegensteuern und die Niederlassung für junge Kolleginnen und Kollegen attraktiver machen, zudem brauchen wir dringend mehr Medizinstudienplätze und eine Stärkung des ÖGD, um die Pädiatrie zukunftsfest zu machen. Eine weitere zentrale Forderung: Notfallleit- und Koordinierungsstellen, die nachts und an Wochenenden kranke Kinder und Jugendliche je nach Dringlichkeit in die richtige Versorgungsebene leiten. Eine gute telefonische Beratung durch geschultes Personal in einer solchen Stelle kann Eltern auch mal beruhigen und ihnen Tipps geben, wie sie etwa leichtes Fieber senken können. Oder sie leiten das Kind bzw. den Jugendlichen weiter an eine ambulante kinder- und jugendärztliche Bereitschaftsdienstpraxis. Damit können wir gewährleisten, dass Kinder mit banalen Infekten nicht stundenlang in überfüllten Ambulanzen warten müssen, schwer kranke Kinder dagegen schnell medizinische Hilfe finden.
Dabei muss allerdings gewährleistet werden, dass Notfallambulanzen und Koordinierungsstellen für Kinder und Jugendliche grundsätzlich nur von Kliniken mit eigener Kinderklinik betrieben werden. Gleichzeitig müssen die Kassenärztlichen Vereinigungen einen flächendeckenden kinder- und jugendärztlichen Bereitschaftsdienst anbieten.
In Regionen, in denen das wegen des Kinder- und Jugendärztemangels nicht rund um die Uhr möglich ist, muss es Kooperation mit Kinderkliniken oder mit dem allgemeinen ärztlichen Bereitschaftsdienst geben, der auch Hausbesuche übernimmt. Kinder- und Jugendärzte könnten dann eventuell über eine telefonische Hintergrundbereitschaft bei spezifisch pädiatrischen Fragen helfen."
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