Die Anzahl der Jungen und Mädchen, die jeden Tag 10 und mehr Stunden mit elektronischen Medien verbringen, steigt stetig, erklärt der Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Vivantes-Klinikum Berlin, Dr. Oliver Bilke. "Fast alle Jugendlichen nutzen den Computer und das Internet sehr intensiv, doch einzelne werden süchtig und gleiten in eine Parallelwelt ab, so dass sie nicht mehr zur Schule gehen, ausreichend schlafen oder Freunde treffen." Experten schätzen, dass bis zu 6% aller Internetnutzer in Deutschland süchtig sind. Bei den unter 20-Jährigen sollen es sogar noch mehr sein. Genaue Zahlen gibt es allerdings noch nicht.
"Die Nutzung elektronischer Medien kann für sozial ängstliche Kinder und Jugendliche die Chance sein, mit anderen Menschen zu interagieren. Doch das exzessive Surfen im Internet oder das Nutzen von Computerspielen kann sie auch davon abhalten, sich mit den Problemen der Realität auseinander zu setzen und von ihnen zu lernen", warnt Dr. Bilke weiter. Wie bei einer anderen Sucht kann die Internetsucht bei einzelnen Jugendlichen dazu führen, dass sie ohne die elektronischen Medien Entzugserscheinungen haben.
Eltern sollten Computerspielen jedoch nicht generell mit Angst begegnen. Eine phasenweise intensive Beschäftigung mit einem neuen Computerspiel muss noch kein Grund zur Sorge sein. Die Spielzeit sollte allerdings zeitlich eingeschränkt werden. Zudem ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen attraktive Alternativen zu Computerspielen anzubieten. Kreative und sportliche Freizeitbeschäftigungen können andere Wege sein, Erfolg und Spaß zu verbinden. Auch sind offene Gespräche hilfreich sowie das Hinterfragen, warum es das Kind immer wieder an den Computer zieht.