10 bis 20% der Schulkinder sind nach Ansicht von Birna Bjarnason-Wehrens, Sportwissenschaftlerin am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln übergewichtig. Vielfach wird das Problem bagatellisiert. „Ein bisschen pummelig, die Kleine, das wächst sich schon aus.“ So oder ähnlich reagieren Erwachsene auf pausbäckige Kinder. Deshalb müssten auch die Eltern „sensibilisiert“ werden, etwa in mobilen Sprechstunden, sagt die Expertin. Extrem dicke Schulkinder stammten vielfach aus einem schwierigen sozialen Umfeld. „Wir haben erkannt, dass es oft fast zu spät ist. Man müsste die Kinder viel früher rauspicken.“
Nun sollen neue Strategien aus Köln dazu beitragen, Übergewicht im Kindesalter zu vermeiden. Ein achtmonatiger Pilotversuch mit stark übergewichtigen - adipösen - Kindern sei bereits erfolgreich abgeschlossen worden. Die Kölner Experten unter Leitung der Ärztin Christine Graf wollen deshalb in drei Schritten vorgehen. An zwölf Kölner Schulen laufe bereits ein Präventionsprogramm. "Phase zwei“ sehe die intensive Betreuung von Risikokindern vor. „Wo das nicht reicht, kann ein Programm nach dem Vorbild des Pilotversuches gestartet werden.“ Ähnliche Projekte gebe es auch in anderen Bundesländern. An dem Kölner Pilotversuch waren acht stark übergewichtige Kinder beteiligt. Ziel war eine gesündere Ernährung und mehr Bewegung. „Wichtig ist, dass der Wettkampfcharakter herausgenommen wird“, sagte Bjarnason-Wehrens. „Das Ganze muss den Kindern auch Spaß machen.“ Besonders geeignet seien Inline-Skaten, Schwimmen und Radfahren. „Wir haben die motorischen Defizite deutlich abbauen können. Die Kinder kamen später mit dem Fahrrad und dem Kickboard zu uns.“ Beim Essen sind die Fette um rund 25% reduziert worden. „Wir haben alternative Pommes gemacht, leicht mit Olivenöl bestrichene Kartoffeln im Backofen.“ Den Kindern hat es sehr gut geschmeckt.
Mehr zum Thema Viel frische Luft & gesunde Ernährung