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Kinderarmut nicht länger dulden

Anlässlich des Weltkindertages am 20. September warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) vor zunehmender Kinderarmut. Selbst in dem reichen Industriestaat Deutschland sind 1,08 Millionen Kinder und Jugendliche auf Sozialhilfe angewiesen...

"Kinderarmut wird immer mehr zum Krankmacher und zur Bildungsbremse in Deutschland. Die Politik muss endlich für alle Kinder in diesem Land die gleichen Chancen auf gesundes Heranwachsen schaffen. Es ist nicht länger hinnehmbar, dass in einem so reichen Industriestaat wie der Bundesrepublik Deutschland, 1,08 Millionen Kinder und Jugendliche auf Sozialhilfe angewiesen sind," so Dr. med. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, anlässlich des bevorstehenden Weltkindertages am 20. September.

"Wir sehen in unseren Praxen immer mehr Kinder mit Entwicklungsrückständen. Motorische, sprachliche und kognitive Defizite drohen zu neuen Volkskrankheiten zu werden. Vor allem in sozial schwachen Familien nehmen diese Probleme dramatisch zu. Viele Eltern sind ihrer Aufgabe als "Entwicklungsanreger" nicht gewachsen. Zur Zeit sind nur wenige Einrichtungen für diese pädagogische Anregungsaufgabe gerüstet, die Kinder gezielt sprachlich, motorisch und kognitiv zu fördern. Wir benötigen kompetente Ansprechpartner in Kindergärten- und Kindertagesstätten, mit denen wir zum Wohl der Kinder zusammenarbeiten können. In die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher, aber auch in die der Grundschullehrerinnen und -lehrer sowie in die Ausstattung der frühen Bildungseinrichtungen müssen wesentlich mehr Mittel fließen. Der Kindergartenbesuch muss ebenso wie der Schulbesuch kostenfrei sein.

Medizinische Therapien, die sich viele der Eltern von uns wünschen, können familiär bedingte Ursachen von Entwicklungsstörungen nicht beseitigen und auch nicht heilen.
Nicht erst der OECD-Bericht zeigt, dass in Deutschland eine Generation heranwächst, die keine Chance auf eine erfolgreiche Schullaufbahn und damit auf eine berufliche Karriere hat, die ihren eigentlichen Anlagen entsprechen würde."

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert daher eine bessere Verknüpfung von Medizin und Pädagogik. Dr. med. Wolfram Hartmann: " Das System der Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Entwicklungsdefiziten muss weiter ausgebaut werden. Ebenfalls die Kinder- und Jugendmedizin im Öffentlichen Gesundheitsdienst. Wir fordern daher Politiker, aber auch die Krankenkassen auf, hier ausreichende Mittel zur Verfügung zu stellen. Denn was jetzt verhütet wird, vermeidet Kosten in der Zukunft. Und unsere Kinder warten nicht mit dem Älterwerden.