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Kindesmisshandlungen: Moderne Techniken helfen bei der Aufdeckung

Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland laut Kriminalstatistik mehr als 3.100 Fälle von Kindesmisshandlungen. Moderne Techniken bei den bildgebenden Verfahren helfen schon minimalste Verletzungen zu erkennen, die nicht durch „normale“ Unfälle entstehen, wie feine Risse der Hirnhaut oder kleinste Schäden in den Wachstumsfugen…

Kindesmisshandlungen können dank moderner Techniken immer besser auf Röntgenbildern erkannt werden. „Wir sehen mittlerweile minimalste Verletzungen“, so der Kinderradiologe Prof. Dr. Michael Uhl von der Universitätsklinik Freiburg. „Dabei gibt es spezifische Verletzungen, die nicht durch normale Unfälle, sondern nur durch Misshandlungen wie Schütteln oder Schläge entstehen.“ Dazu gehörten beispielsweise feine Risse der Hirnhaut oder kleinste Schäden in den Wachstumsfugen. Allein im vergangenen Jahr gab es in Deutschland laut Kriminalstatistik mehr als 3.100 Fälle von Kindesmisshandlungen.

„Vor Gericht rechtfertigen sich viele Eltern damit, dass ihr Kind nur aus dem Bett oder von der Schaukel gefallen sei“, berichtete Professor Uhl aus seiner langjährigen Erfahrung. „Dann kann ein Röntgenbild aber häufig etwas anderes zeigen - es ist quasi ein Schwarz-auf-weiß-Beleg.“

Schütteln ist für kleine Kinder lebensgefährlich
Wird ein Kleinkind nur wenige Sekunden stark geschüttelt, hat das häufig lebensgefährliche Verletzungen des Gehirns zur Folge. „Die Hirnhaut kann dabei einreißen, so dass sich subdurale Hämatome bilden“, erklärt der Radiologe. Das sind Blutungen unter der harten Hirnhaut. „Diese Verletzungen sind außen nicht zu sehen, können aber mit Hilfe eines Kernspintomographen erkannt werden.“

Beim kräftigen Schütteln oder Schlagen des Kleinkindes schlackern außerdem die Arme und Beine so unkontrolliert hin und her, dass die Ränder der Wachstumsfugen beschädigt werden können. „Das konnte man auf Röntgenbildern vor einigen Jahren noch gar nicht erkennen“, informiert Professor Uhl. Auch alte, inzwischen wieder verheilte Knochenbrüche seien mittlerweile sehr gut erkennbar und Anzeichen für wiederholte Misshandlungen.

Verletzungen am Skelett oder dem Gehirn können schwere Folgen für die Kinder haben: „Hirnschäden führen in 75% der Fälle zum Tod, zu Lähmungen, Sehschwächen oder schweren geistigen Behinderungen“, warnt Professor Uhl. „Werden die Wachstumsfugen verletzt, wachsen die Knochen häufig krumm oder nur noch sehr wenig.“