Der enge Weg durch den Geburtskanal führt bei einer vaginalen Entbindung scheinbar nicht selten zu kleineren Hirnblutungen beim Neugeborenen. Radiologen entdeckten mit Hilfe eines modernen Kernspintomographen (MRT) bei jedem vierten Neugeborenen kleinere Verletzungen.
John Gilmore von der Universität von North Carolina in Chapel Hill führte die Untersuchung an Kindern durch, die nach der Geburt vollkommen unauffällig waren. Es ist deshalb unwahrscheinlich, dass die Befunde in irgendeiner Form klinische Bedeutung haben - auch wenn dies mangels Langzeitstudien niemand ausschließen kann.
Keine Verletzungen beim „Kaiserschnitt“
Die Befunde sind der zunehmenden Genauigkeit der MRT-Technik zu verdanken, die bereits kleinere Blutungen nachzuweisen vermag. Die Radiologen entdeckten bei 17 von 65 vaginal entbundenen Kindern kleinere Blutungen, davon hatten sieben unterschiedliche Formen von Blutungen. Die Radiologen stellten 16 subdurale (Blutungen zw. harter Hirnhaut und Gehirn), zwei subarachnoidale (eine Blutung in dem mit Hirnwasser gefüllten Raum zwischen Spinnwebshaut und Hirnoberfläche) und sechs parenchymale (Blutungen ins Hirngewebe) Einblutungen fest. In einer Vergleichsgruppe mit 23 Kindern, die durch Kaiserschnitt zur Welt gekommen waren, sahen die Radiologen keine dieser Blutungen.
Die Verletzungen werden aller Voraussicht nach von den Verschiebungen, der noch nicht zusammengewachsenen Schädelknochen, während des Austritts aus dem kleinen Becken verursacht. Das die Schädelknochen noch Bewegungsspielraum haben, ist das Ergebnis einer erfolgreichen Anpassung der Evolution an die Hirnvergrößerung und deshalb ein völlig normaler Vorgang. Die Studie ist nach Ansicht der Radiological Society of North America kein Grund, Frauen grundsätzlich zu einem Kaiserschnitt zu raten.