Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Kleinstkinder in die Krippe - Psychiater haben keine Bedenken

Die Unterbringung von Kindern unter drei Jahren in Kinderkrippen oder bei Tagesmüttern schadet Kindern nach Meinung der Kinder- und Jugendpsychiater auf dem Aachener Kongress der Kinder- und Jugendpsychiater nicht, wenn die Rahmenbedingungen stimmten. Demnach brauchen Kinder eine gewisse Kontinuität, z.B. bei den Betreuern und bei den Abholzeiten, sowie ein ausgeglichenes Familienklima…

Eltern müssen nach Meinung von Psychiatern keine Bedenken haben, ihre Kinder unter drei Jahren in die Kinderkrippe zu geben - aber die Randbedingungen müssen stimmen.
„Wichtig ist, dass die Kinder nicht jeden Tag einen anderen Betreuer bekommen“, sagte die Kinderpsychologin Professor Beate Herpertz-Dahlmann beim größten Kongress der Kinder- und Jugendpsychiater im deutschsprachigen Raum in Aachen. Auf drei Kinder müsse ein gut qualifizierter Erzieher kommen. Familienministerin Ursula von der Leyen will die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren bis 2013 auf rund 750.000 verdreifachen.

Kontinuität und gutes Familienklima sind für das Wohlergehen des Kindes entscheidend
„Die Unterbringungen von Kindern in Kinderkrippen oder bei Tagesmüttern ist nichts, was mit einem Schaden einhergeht“, so Herpertz-Dahlmann. Bedingung sei aber eine gewisse Kontinuität: „Das Kind muss absehen können, die Mutter kommt zu bestimmten Zeiten, um es abzuholen.“

Großen Einfluss habe die Motivation der Eltern. In sozial schwachen Familien, die sich aus einer Notsituation heraus für die Krippe entscheiden, werde sich der morgendliche Stress der Mutter, die Unzufriedenheit oder ihr schlechtes Gewissen auswirken. Wenn die Mutter dagegen in dieser Zeit einer erfüllenden Arbeit nachgehe, strahle ihre Zufriedenheit auch auf das Kind ab. „Wenn die Mutter zufrieden ist, überträgt sich das auch auf das Kind, so die Kongress-Präsidentin Herpertz-Dahlmann.

„Entscheidend für das Wohl des Kindes ist die Familie“, bestätigte auch der Kinder- und Jugendpsychiater Professor Andreas Warnke von der Universität Würzburg. „Wo es den Kindern in den Familien nicht gut geht, geht es ihnen auch in den Krippen nicht gut.“ Wichtig seien grundsätzlich die Qualität einer Einrichtung und die Qualifikation der Erzieher. „Eine Person, die 20 Kinder wickelt, reicht nicht. Da kann auch mal eins vergessen werden.“ Für Kinder sei die Bezugsperson sehr wichtig.

„Kinder brauchen Verbindlichkeit von Erziehungspersonen. Kinder müssen Bindungsfähigkeit lernen“, erklärte Warnke. Erfahrungen zeigten, wie wichtig das sei. Jungen und Mädchen aus schwierigsten familiären Verhältnissen seien mit Unterstützung einer festen Bezugsperson in der Schule oder im persönlichen Umfeld fähig, sich sehr gut zu entwickeln.

Krippenöffnungszeiten sollten Arbeitszeiten der Eltern berücksichtigen
Aus Warnkes Sicht kommt in der politischen Diskussion der Zuschnitt der Krippen zu kurz. „Man darf nicht die Familien und die Kinder den Krippen anpassen“, kritisiert er in Hinblick auf Öffnungszeiten. Eine Regelarbeitszeit von 8 bis 17 Uhr gebe es für viele Eltern nicht.
„Viele Eltern sind mobil tätig, haben Schichtarbeit oder sind auch mal krank“, so Warnke. Darauf müssten sich Kinderkrippen mit Öffnungszeiten einstellen.