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Kongress für Jugendmedizin: „Zappelphilipp“ besonders anfällig für Mediensucht

Auf dem 17. Jugendmedizin-Kongress in Weimar, der am 13. März 2011 endete, beschäftigten sich Kinder- und Jugendärzte mit dem Thema Medien und wie sie die Gesundheit, die Psyche und das soziale Leben von Jugendlichen beeinflussen können. Vor allem Kinder mit der Aufmerksamkeitsstörung ADHS sind demnach besonders anfällig für Mediensucht….

Kinder mit der Aufmerksamkeitsstörung ADHS sind nach Einschätzung von Ärzten besonders anfällig für Mediensucht. Der exzessive Konsum von Fernsehen, Internet- und Videospielen sei bei ihnen dreimal so stark ausgeprägt wie bei anderen Kindern, sagte der Arzt Klaus Skrodzki (Forchheim) auf dem Kongress für Jugendmedizin in Weimar. „Fernsehen mit ständigen Bild- und Tonwechseln und Computerspiele fördern die Störung.“

Teenager mit einer Aufmerksamkeitsstörung neigen demnach auch eher als ihre Altersgenossen zu Nikotin- und Alkoholsucht. „Und sie zeigen deutlichere Entzugserscheinungen“, warnte der stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte.

Laut Skrodzki reagieren Kinder mit ADHS sehr viel impulsiver auf Reize. „Sie greifen etwa sofort zu, wenn ihnen eine Belohnung geboten wird.“ PC-, Internet- und Videospiele böten ihnen permanent Reize und sofortige Belohnung. Das Problem beim regelmäßigen Computerspiel für ADHS-Kinder sei, dass diese sehr rasch gute Fertigkeiten im Erkennen von Nebensächlichkeiten entwickelten, erklärte der Experte. Damit werde aber das Grundproblem bei der Störung verstärkt. „Sie können ja ohnehin schon Nebensächliches nicht von Wichtigem unterscheiden. Und mit Videospielen trainieren sie ihre Aufmerksamkeit für das Falsche.“

Die Eltern sind nach Beobachtungen des Mediziners häufig Teil des Problems, wenn sie ihre Kinder zur Ablenkung vor das Fernsehgerät oder den Computer setzen. Noch bedenklicher sei es, dass bereits bei Vorschulkindern ein eigener Fernseher im Kinderzimmer stehe. Auch Computerspiele in Kindergärten richteten bei von ADHS betroffenen Kindern eher Schaden als Nutzen an.

An dem vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte veranstalteten Kongress in Weimar nahmen bis Sonntag, den 13. März, rund 500 Fachleute teil. Am Samstag wurde der mit 5000 Euro dotierte Preis für Jugendmedizin an den Aachener Verein „Kinderseele“ verliehen. Der Verein kümmert sich um psychisch kranke Kinder und deren Eltern.

Nähere Informationen zum Kongress finden Sie im Pressezentrum.