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Konstruktiver Umgang mit Wutausbrüchen

In verschiedenen Entwicklungsphasen neigen Kinder vermehrt zu Wutausbrüchen. Eltern sollten versuchen, ihre Kinder dabei ernst zu nehmen und gemeinsam Lösungen zu suchen. Demütigende Maßnahmen verstärken dagegen Aggressionen...

Insbesondere im Trotzalter und in der Pubertät neigen Kinder zu Wutanfällen. Die Ursachen können vielfältig sein und reichen von Streben nach Unabhängigkeit, Überforderung, Bewegungsmangel, Minderwertigkeitsgefühlen bis hin zu Frustrationen. Zeigt ein Kind Wut, so muss dies nicht unbedingt nur negativ sein. Wut kann helfen, sich gegen ungerechte Behandlung zu wehren und negative Gefühle abzureagieren.

Wenn ein Kind jedoch ständig zu starken Wutausbrüchen bei kleinsten Enttäuschungen neigt, unkonzentriert ist und sich nicht still halten kann, sollten Eltern mit ihm zu ihrem Kinder- und Jugendarzt, um abzuklären, ob körperliche oder psychische Ursachen zugrunde liegen, die behandelt werden sollten. Demütigende Maßnahmen, wie einen Plastikeimer über den Kopf stülpen oder Kinder einsperren, sind dagegen als erzieherische Maßnahmen ungeeignet.

Trotzphase: Kinder ernst nehmen
Bei kleinen Kindern (zwischen zwei und vier Jahren) kann der Anlass des Zorns sehr geringfügig sein und ist für Eltern oft schwer nachvollziehbar. Eltern sollten bei einem Trotzanfall versuchen, gelassen zu reagieren und ihr Kind trotzdem ernst nehmen - ohne dabei dem Trotzanfall zu viel Beachtung zu schenken. Denn in dieser Phase entdeckt das Kind seine eigene Identität und entwickelt das "Ichbewusstsein". Das Kind tobt häufig, da es bemerkt, dass vieles nicht so geht, wie es gerne möchte - sei es durch eigene Grenzen oder die anderer. Wenn das Kind durch einfache Erklärungen nicht beruhigt werden kann, sollten Eltern es wüten lassen, aber Grenzen setzen, sobald es dabei sich selbst oder andere zu verletzten droht. Manchmal helfen Verhandlungen oder Ablenkung. Vielleicht kann auch ein Ersatz für das sehnlich Erwünschte angeboten werden.

Pubertät: Nicht aus der Ruhe bringen lassen
Auch die Pubertät ist besonders durch das Streben nach Unabhängigkeit geprägt. Gleichzeitig fühlen sich Jugendliche besonders unsicher. Sie werden launisch, schwanken oft zwischen Depression und Aggression, zwischen verklemmter Schüchternheit und Wutausbrüchen. Eltern müssen die richtige Balance zwischen Kontrolle und Loslassen finden. Dabei sollten sie klar zwischen pubertärem Übermut und Überschreitungen unterscheiden und sich nicht von dem aggressiven Ton anstecken lassen. Oft hilft es, den Jugendlichen erst einmal allein zu lassen und seine Privatsphäre zu respektieren, ihm aber zu signalisieren, dass man für ihn da ist.
Haben Eltern Probleme im Umgang mit ihren pubertierenden Kindern, so sollten sie frühzeitig eine Beratungsstelle aufsuchen bzw. mit einem Kinder- und Jugendarzt sprechen. In dieser Zeit entwickeln sich besonders häufig psychische Störungen: Rund 14% aller Jugendlichen in der Pubertät leiden mittlerweile an behandlungsbedürftigen psychischen Störungen.