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Kopfschmerzen bei Jugendlichen werden stark unterschätzt

Kopfschmerz ist unter Kindern und Jugendlichen ebenso häufig verbreitet wie unter Erwachsenen. Rund 70% der Schüler haben laut einer Umfrage in den letzten drei Monaten unter Kopfschmerzen gelitten. Aber nur ein Viertel der Schüler, die regelmäßig von Kopfschmerzen betroffen waren, hatten demnach wegen ihres Leidens in den vergangenen zwölf Monaten ärztliche Hilfe gesucht…

Eine aktuelle Studie von Greifswalder Forschern des Instituts für Community Medicine kam zu alarmierenden Ergebnissen: Nur ein Viertel der Schüler, die regelmäßig von Kopfschmerzen betroffen sind, haben wegen ihres Leidens in den vergangenen zwölf Monaten ärztliche Hilfe gesucht. „Der Kopfschmerz als ein ernst zu nehmendes Krankheitssymptom wird drastisch unterschätzt“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, Epidemiologe in Greifswald. Wichtig sei es, rechtzeitig mit dem Kind zum Kinder- und Jugendarzt zu gehen, um einer Chronifizierung des Schmerzes vorzubeugen und zu erkennen, ob sich hinter den Kopfschmerzen möglicherweise eine ernste Erkrankung verbirgt.

Großteil der Jugendlichen hat "Kopfschmerz-Probleme"
Vor rund drei Jahren hatte die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft eine bevölkerungsbasierte Studie zur Häufigkeit von Migräne und Kopfschmerzen initiiert. Daten wurden in Augsburg, Dortmund und Greifswald erhoben. Den Greifswalder Forschern kam dabei die Aufgabe zu, den Kopfschmerz bei 12- bis 15-Jährigen zu untersuchen. Rund 3.300 Schüler in Vorpommern wurden im Rahmen dieser Studie befragt. Dabei kamen die Forscher zu erstaunlichen Ergebnissen: Der Kopfschmerz ist unter Kindern und Jugendlichen ebenso häufig verbreitet wie unter Erwachsenen. Rund 70% der befragten Schüler gaben an, in den letzten drei Monaten Kopfschmerzen gehabt zu haben.

Dabei schränken die Kopfschmerzen die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Jugendlichen deutlich ein: Die Schüler, die häufig unter den pochenden oder bohrenden Schmerzen leiden, fehlten in den letzten drei Monaten wegen ihres Leidens im Schnitt einen Tag in der Schule, an fünf weiteren Tagen war das Leistungsvermögen stark eingeschränkt, wie die Diplom-Psychologin Konstanze Fendrich erklärt.

Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen
Besonders häufig vom Kopfschmerz betroffen sind offenbar Gymnasiasten. Im Vergleich zu Hauptschülern war das Risiko für Kopfschmerzen bei Schülern, die das Abitur anstreben, fast doppelt so hoch. „Der größere Leistungsdruck in der Schule, die aufgrund der schulischen Belastung geringere körperliche Bewegung könnten Ursachen dafür sein“, erklärt Dipl.-Psych. Fendrich. Möglicherweise reflektieren Gymnasiasten ihre körperlichen Schmerzen aber auch nur stärker als Hauptschüler. Auch pubertierende Mädchen sind 2,4-mal häufiger von regelmäßigen Kopfschmerzen betroffen als Jungen - Ursache sind möglicherweise biologische Faktoren, wie die Forscher vermuten.

Mögliche Risikofaktoren
Die Forscher ermittelten zudem Risikofaktoren, die mit Kopfschmerzen in Zusammenhang stehen können. Jugendliche, die länger als eine Stunde Musik am Tag hören oder länger als eine Stunde ein Computerspiel spielen, haben ein um rund 30% erhöhtes Kopfschmerz-Risiko. Auch Jugendliche, die bei nur einem Elternteil leben, klagen laut der Studie häufiger über Kopfschmerzen als andere Kinder. Ein signifikant erhöhtes Risiko haben auch Jugendliche, die regelmäßig Alkohol trinken. „Bei einem Konsum von mehr als 2 Gläsern Schnaps steigt das Risiko um rund 40%“, erklärt Dipl.-Psych. Fendrich. „Erstaunt hat uns hingegen, dass ein positiver Effekt des regelmäßigen Sporttreibens in der Freizeit auf das Auftreten von Kopfschmerzen mit unseren Daten nicht bewiesen werden konnte“, sagt die Psychologin. Ebenso haben die Dauer des Fernsehkonsums und die Dauer der Computernutzung laut der Studie keinen deutlichen Einfluss auf ein erhöhtes Kopfschmerzrisiko.