Wenn Kinder innerhalb von drei Monaten mehrmals unter Kopfschmerzen leiden, sollten Eltern mit Hilfe des Kinder- und Jugendarztes nach den Ursachen forschen, um eine Chronifizierung zu vermeiden. „Bei wiederkehrenden Hauptschmerzen ist es zunächst wichtig, andere Erkrankungen auszuschließen, wie z.B. psychische Störungen oder eine Kopfverletzung als Schmerzquelle. Auch primäre Kopfschmerzen, d.h. Kopfschmerzen ohne Krankheitsursache, können die Lebensqualität stark beeinträchtigen, vergleichbar mit einer chronischen Erkrankung. Bei der Suche nach den Auslösern hat sich ein Kopfschmerzkalender bewährt. Darin protokollieren Kinder bzw. Eltern das Auftreten, die Intensität, Dauer, Begleitumstände und zusätzliche Beschwerden – wie z.B. Erbrechen. Durch diese Dokumentation lassen sich häufig schon wichtige Zusammenhänge erkennen, z.B. Flüssigkeitsmangel, Lärm, Schlafdefizit, Stress oder bestimmten Nahrungsmittel als Ursache für Kopfschmerzen. Um zwischen Spannungskopfschmerz und Migräne leichter unterscheiden zu können, kann das betroffene Kind auch ein Bild seiner Kopfschmerzen malen“, erklärt Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Vizepräsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Migräne äußert sich meist als Pochen im Kopf, das sich bei normalen Aktivitäten verstärkt, während sich Spannungskopfschmerz als drückender und ziehender Kopfschmerz bemerkbar macht.
Am häufigsten leiden Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren regelmäßig unter Kopfschmerzen und Migräne-Anfällen – gefolgt von Bauch- und Rückenschmerzen, so das Ergebnis des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Nur ein Drittel von ihnen sucht aber ärztliche Hilfe auf. Bei den Unterzehnjährigen überwiegen noch die Bauchschmerzen als häufig auftretende Beschwerden, gefolgt von Kopf-, Bein- und Ohrenschmerzen. Über die Hälfte der Eltern mit Kindern dieser Altersgruppe konsultiert aufgrund von mehrmaligen Kopfschmerzen den Arzt. „Neben dem Vermeiden der Auslöser, die so genannten Trigger, reicht oft das Kühlen der Stirn oder Liegen in einem ruhigen und abgedunkelten Zimmer aus, um Linderung zu verschaffen. Ausdauersport, wie Radfahren oder Schwimmen, können unterstützend wirken. Für besonders hartnäckige Fälle und länger dauernde Attacken sind evtl. Medikamente hilfreich. Dann bietet sich oft die Zusammenarbeit mit einer interdisziplinären Kinderschmerzambulanz an“, empfiehlt Professor Nentwich.