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Krankenhaus: Virtuelle Realität kann von Schmerzen ablenken

Einer amerikanischen Studie zufolge könnte das Betrachten einer virtuellen Realität wirksam Schmerzen bei bestimmten medizinischen Eingriffen lindern.

Die virtuelle Realität (VR) hat sich mittlerweile etabliert und es steht eine größer werdende Palette von Anwendungen zur Verfügung., so z.B. auch im Kinderkrankenhaus. Dort könnte diese Technik helfen, Kindern die notwendigen, aber schmerzhaften und belastenden medizinischen Eingriffe zu erleichtern, wie z.B. eine Blutentnahme. Nur wenige nicht-pharmazeutische Methoden haben sich bisher als erfolgreich erwiesen, um die mit diesen Eingriffen verbundenen Schmerzen und Ängste zu lindern.

Forscher am Kinderkrankenhaus Los Angeles haben deshalb untersucht, ob der Einsatz von VR während der Blutentnahme effektiv zur Schmerzlinderung beiträgt. Ihre Ergebnisse zeigten, dass VR die Schmerzwahrnehmung, Angstzustände und allgemeinen Stress bei kleinen Patienten während des Eingriffs deutlich verringern kann. Die Ergebnisse der Studie wurden im „Journal of Pediatric Psychology“ veröffentlicht.

Da das Erlebnis einer virtuellen Realität Kinder sehr stark in ihren Bann ziehen kann, könne diese Technologie auch vorbeugend eingesetzt werden, um eine Blutentnahme insbesondere für Patienten, die keine Blut sehen können, in ein weniger schmerzhaftes und angstbesetztes medizinisches Verfahren zu verwandeln, so Dr. Jeffrey I. Gold, Direktor der Pädiatrischen Schmerztherapie-Klinik am Kinderkrankenhaus Los Angeles.

Frühere Forschungsarbeiten konnten bereits belegen, dass Ablenkung bei schmerzhaften Eingriffen, insbesondere bei Spritzen, hilfreich ist. In der aktuellen Arbeit stellen Forscher nun die Hypothese auf, dass die neue VR-Technologie vielleicht noch leistungsfähiger und besser als Ablenkung dienen könnte, um Schmerzen und Angstzustände zu verringern.

Gold und Studien-Co-Autorin Dr. Nicole E. Mahrer vermuten, dass "VR Analgesie" oder Schmerzkontrolle auf einem neurobiologischen Zusammenspiel der Teile des Gehirns beruht, die die visuelle, auditive und sensorische Erfahrung verarbeiten.

Für die Studie rekrutierten sie 143 Patienten im Alter von 10 bis 21 Jahren mit deren Eltern sowie einem Blut abnehmenden Arzt (Dreiergruppe). Ein Teil der Heranwachsenden wurde bei der Blutentnahme standardmäßig mit einer topischen Betäubungscreme oder einem Betäubungsspray behandelt und durfte einen Film ansehen. Ein anderer Teil betrachtete – zusätzlich zur Standardbehandlung der Einstichstelle - ein Virtual-Reality-Spiel bei der Blutentnahme.

Vor der Blutentnahme und nachher maßen die Wissenschaftler bei beiden Gruppen mithilfe standardisierter Messungen den Grad von Schmerz, Angst und Zufriedenheit. Das Ergebnis: Die virtuelle Realität war leicht anzuwenden, wurde gut angenommen und war bei allen Beteiligten sehr beliebt.

Gold zufolge beruht die Wirkung des VR, vor allem der immersive VR, auf den begrenzten kognitiven Ressourcen der Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird weg von der Krankenhausumgebung sowie den medizinischen Verfahren und hinein in die virtuelle Welt geholt. Die Autoren hoffen, dass VR möglicherweise auch den Einsatz von Opioiden und Betäubungsmitteln verringern könnte.

"Letztlich sollten zukünftige VR-Untersuchungen flexible VR-Umgebungen entwickeln, die für bestimmte akute und chronische Schmerzzustände einsetzbar sind", fügte Gold hinzu.

Quelle: <link https: www.eurekalert.org pub_releases chla-cvr110717.php _blank external-link-new-window external link in new>EurekAlert! <link https: academic.oup.com jpepsy article-abstract doi jsx129 _blank external-link-new-window external link in new>Journal of Pediatric Psychology