Können sich Kinder nach schweren Schädel-Hirn-Verletzungen nicht richtig ausdrücken, leiden sie möglicherweise an der Krankheit Aphasie, einem Verlust der Sprachfähigkeit. Eltern sollten sich dann an Kinder-Jugend-Reha-Kliniken wenden. „Hier werden die Dinge kompetent behandelt.“ Auch der Weg zum Logopäden sei sinnvoll, auch wenn nicht alle mit der Krankheit vertraut seien. „Die Aphasie bei Kindern ist relativ unbekannt und nur schwer zu diagnostizieren“, erklärte Leiter des Projekts „Hilfe für Kinder mit Aphasie“, Stephan Grumbach, in Würzburg. In Deutschland gebe es nur wenige Kinder mit der Sprachstörung. Jährlich erkrankten nach Verbandsschätzungen rund 3.000 Kinder unter 15 Jahren an Aphasie. Hauptursache seien Hirnverletzungen nach Unfällen oder Stürzen; aber auch der kindliche Schlaganfall, Entzündungen und Tumore könnten Aphasie auslösen.
Sprache des Kindes ist schwer verständlich
Die Erkrankung lasse sich nur schlecht von Sprechstörungen abgrenzen. „Aphasiker können in Wortschatz, Aussprache und Grammatik, aber auch in Mimik und Gestik beeinträchtigt sein“, so Grumbach. Bei kindlicher Aphasie werde die bis zur Erkrankung erworbene Sprache so gestört, dass die Betroffenen oft nicht sprechen und das Gesprochene auch nur schlecht verstehen könnten. Auch Probleme beim Lesen und Schreiben seien möglich. „Die Schwierigkeiten äußern sich oft erst Jahre nach dem Unfall, wenn der Anspruch an das Sprachvermögen steigt.“
Kommunikationsprobleme können zu Depressionen führen
Kinder mit Aphasie leiden nach Grumbachs Erkenntnissen unter Umständen an Aphasie, verlieren ihren Freundeskreis und ziehen sich zurück. „Die Kinder werden aggressiv, wenn sie nicht mehr verstanden werden.“ Dadurch entstünden vor allem Probleme in der Schule, weil sie dem Unterricht nicht folgen könnten. Wie groß die Heilungschancen sind, kann der Experte nicht generell sagen. „Jeder einzelne Fall muss betrachtet werden.“