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Langes Sitzen und Smartphone schaden dem Kinderrücken: Kreuzschmerzen bei Kindern immer häufiger

Mit der Zahl an Schuljahren steigt das Risiko, dass Kinder von Schmerzen im unteren Rückenbereich betroffen sind. Zu diesem Schluss kommt eine amerikanische Metaanalyse. Neben Verletzungen im Rückenbereich und falscher Belastung sind vor allem Bewegungsmangel und eine schwache Rückenmuskulatur Ursachen für die Schmerzen. Bei anhaltenden Schmerzen sollte immer ein Arzt die Ursachen abklären, um eine gefährliche Erkrankung sicher auszuschließen.

Amerikanischen Experten ermittelten, dass bereits mit sieben Jahren 1% der Kinder Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich hat, mit zehn Jahren sind es schon 6%, bei den 14- bis 18-Jährigen leidet fast jeder Fünfte darunter. Die meisten Fälle seien in der Regel harmlose Funktionsstörungen und gut zu behandeln, erklärte Professor Dr. med. Bernd Kladny, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). „Trotzdem ist es wichtig, jedes einzelne Kind körperlich zu untersuchen, um eine ernsthafte Erkrankung oder Fehlbildung auszuschließen.“

Verletzungen, Wachstumsstörungen oder auch Stress können Grund für die Schmerzen sein. Meist ist es zu schwere oder falsche Belastung, die den Kindern und Jugendlichen Schmerzen im Rücken bereitet. „Das Muskel- und Skelettsystem von Kindern und Jugendlichen befindet sich noch in der Entwicklung und ist deswegen besonders anfällig für Verletzungen und Verspannungen“, erklärt Kladny. Hinzu komme, dass die meisten Kinder mehr als die Hälfte ihres Tages im Sitzen verbringen: Nach der Schule verdrängen Smartphone und Spielekonsole aktive Hobbys wie Fußball, Schwimmen oder Reiten von der Liste der liebsten Freizeitbeschäftigungen. „Sitzen ist eine sehr einseitige Belastung für den Rücken und führt zum Erschlaffen der Rückenmuskulatur“, betonten die drei Kongresspräsidenten des DKOU 2017, Professor Dr. med. Andrea Meurer und Professor Dr. med. Ingo Marzi aus Frankfurt sowie Professor Dr. med. Alexander Beck aus Würzburg, die ihren Kongress unter das Motto „Bewegung ist Leben“ gestellt haben (Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
24. bis 27. Oktober 2017, Messegelände Süd, Berlin). Wer sich mindestens eine Stunde am Tag bewegt, stärkt damit die Muskeln im Rücken, die auch die Wirbelsäule unterstützen und beuge so Schmerzen vor. „Bei Kindern, die sich wenig bewegen, empfiehlt es sich, mit moderater Bewegung in Form von Wandern oder Radfahren anzufangen und die Intensität schrittweise zu erhöhen“, sagte Professor Meurer. Aber auch Schüler, die sportlich sehr aktiv sind, sollten ausreichende Trainingspausen einhalten, um Überbelastung und Verletzungen zu vermeiden.

Eine wichtige Rolle kommt beim Thema Rückengesundheit auch den Eltern zu: Wer sein Kind zu mehr Bewegung ermutigen will, sollte selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Dies bedeutet, den eigenen Gebrauch von TV, Tablet oder Smartphone einzuschränken und die Freizeit aktiv mit Spaziergängen, Schwimmbadbesuchen oder Fahrradtouren zu gestalten. Zum Lernen und Hausaufgaben machen ist es das Beste, wenn die Kinder an einem Schreibtisch auf einem geeigneten Stuhl oder Gymnastikball sitzen, der auf ihre Größe eingestellt ist – es darf kein Rundrücken entstehen. Außerdem sollten Schulkinder nicht mehr als zehn Prozent ihres eigenen Körpergewichts im Schulranzen auf dem Rücken tragen sollten. Die richtige Einstellung der Gurte sorgt dafür, dass sich das Gewicht der Tasche gleichmäßig auf den Rücken verteilt.

Quellen: <link http: www.dgou.de _blank external-link-new-window external link in new>DGOU, <link http: www.dkou.org _blank external-link-new-window external link in new>DKOU, <link http: www.nationwidechildrens.org news-room-articles _blank external-link-new-window external link in new>Nationwide Children’s, <link http: jamanetwork.com journals jamapediatrics article-abstract _blank external-link-new-window external link in new>JAMA Pediatrics