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Lesen verbessert den „Datenaustausch“ im Gehirn

Amerikanische Wissenschaftler zeigen, dass Lesetraining sich positiv auf die Gehirnleistung auswirkt und auch Kindern mit schlechter Leseleistung helfen kann …

Amerikanische Forscher konnten mithilfe einer speziellen Magnetresonanztomografie (DT-MRI: diffusion tensor magnetic resonance imaging) nachweisen, dass intensive Leseförderung bei Kindern den Datenaustausch zwischen verschiedenen Gehirnbereichen verbessert, indem die dafür verantwortlichen Nervenfasern zunehmen. Für die Verbindung von verschiedenen Gehirnbereichen sorgt vor allem die weiße Gehirnsubstanz. Lesen verändert demnach das Gehirn nicht nur in der grauen Substanz, wo die Nervenzellen selbst sitzen und Wissen gespeichert wird, sondern auch in der weißen Substanz.

Dr. Timothy A. Keller und Dr. Marcel Just von der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh untersuchten das Gehirn von mehreren Dutzend Kindern zwischen acht und zehn Jahren mit mangelhaften Lesefertigkeiten mittelt DT-MRI vor und nach einem intensiven Lesetraining. Dieses umfasste 100 Stunden, wobei die Kinder u.a. immer wieder das Lesen von Wörtern und Sätzen übten. Das Ergebnis: Durch das Förderprogramm verbesserte sich nicht nur die Lesefähigkeiten der Kinder, sondern es waren auch in der weißen Substanz deutliche Umstrukturierungen zu erkennen – in Korrelation zur Steigerung der Lesekompetenz. Beim Lesen identifizieren bestimmte Gehirnbereiche Buchstaben, andere müssen den bekannten Wortschatz und die Grammatik zur Verfügung stellen und wieder andere Areale sind dafür zuständig, die Bedeutung zu interpretieren. Deshalb ist die weiße Substanz mit ihrer Fähigkeit, Verbindungen herzustellen, so bedeutsam für die Lesefähigkeit, erklären die Wissenschaftler. Laut Dr. Keller können bereits kleine Veränderungen in der weißen Substanz zu einer deutlichen Verbesserung auch anderer kognitiven Leistungen führen.

Aus vergangenen Studien ist bereits bekannt, dass sich die weiße Substanz mit dem Erlernen neuer Fähigkeiten, wie Jonglieren oder Spielen eines Musikinstruments, verändert. Wenn durch Training und Verhaltenstherapien die neuronale Übertragung verbessert werden kann, könnte das vielleicht nicht nur für Kinder mit einer Leseschwäche, sondern auch für Kinder mit Krankheiten, die auf einem schlechten Datenaustausch zwischen den verschiedenen Gehirnbereichen beruhen, wie z.B. Autismus, neue Therapiemöglichkeiten eröffnen, so die Hoffnung der Wissenschaftler.