Mädchen sind nicht weniger mathematisch begabt als Jungen. Dies ergab die Auswertung von zwei internationalen Studien. Jungen glauben demnach in der Regel nur mehr an ihre Fähigkeiten als Mädchen. In Ländern, in denen Gleichberechtigung vorherrscht, schneiden Mädchen sogar teilweise besser bei mathematischen Tests ab. „Das geringe Selbstvertrauen vieler Mädchen erklärt auch, warum junge Frauen seltener eine Laufbahn im Bereich der Wissenschaft, der Technik, im Maschinenbau oder in mathematischen Berufen wählen. Diese Untersuchung zeigt, welche bedeutende Rolle die Erziehung, Vorbilder und die Überzeugung der Gesellschaft für das Erreichen von Berufszielen spielt“, erinnert Dr. Monika Niehaus, Kinder- und Jugendärztin in Weimar und Pressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Thüringen.
Prof. Nicole Else-Quest und ihre Kollegen werteten die Daten der „Trends in International Mathematics and Science Study“ und dem „Programme for International Student Assessment“ aus, sodass ihnen insgesamt Material von fast 500.000 Schülern zwischen 14 und 16 Jahren aus 69 Ländern vorlag. Eine der zugrunde gelegten Arbeiten untersuchte die Fähigkeit, Mathematik im täglichen Leben anzuwenden, die andere beschäftigte sich mehr damit, welche mathematischen Grundlagenkenntnisse die Schüler besaßen. Beide wissenschaftlichen Untersuchungen beleuchteten die Haltung der Heranwachsenden gegenüber Mathematik, z.B. ob sie das Fach wichtig für ihre Zukunft hielten und wie sie die eigenen Fähigkeiten einschätzten. Durchschnittlich gab es zwar wenige Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen, doch variierten die Geschlechtsunterschiede von Land zu Land sehr. In den meisten Ländern zeigten sich Jungen wesentlich zuversichtlicher in Bezug auf ihr mathematisches Können und waren auch mehr motiviert, in Mathematik gut abzuschneiden. Nur in Ländern, in denen Frauen höhere Positionen in wissenschaftlichen Bereichen belegten, glaubten auch die Mädchen daran, in Mathematik gute Leistungen bringen zu können.
„Eltern sollten sich bemühen, Vorurteile beiseitezulegen, um ihren Kindern alle Möglichkeiten offen zu halten“, lautet das Fazit von Dr. Niehaus.
http://www.apa.org/news/press/releases/2010/01/gender-math.aspx