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Masern-Epidemie: Schweiz beklagt erstes Todesopfer

Die lang andauernde Masern-Epidemie in der Schweiz hat einer Jugendlichen aus Frankreich das Leben gekostet. Sie starb an einer akuten Masern-Enzephalitis, einer durch Masern-Viren ausgelösten Hirnentzündung. Vermutlich hat sie sich in der katholischen Schule in Genf angesteckt, die auch von vielen französischen Schülern besucht wird...

Die noch immer anhaltende Masern-Epidemie in der Schweiz hat ihr erstes Todesopfer gefordert. Ende Januar starb im Genfer Universitätsspital eine 12-jährige Französin an einer akuten Masern-Enzephalitis, einer durch Masern-Viren ausgelösten Hirnentzündung. Laut dem Schweizer Gesundheitsamt wies das Mädchen keine Vorerkrankungen auf, sie war bis zur Ansteckung mit den Masern-Viren völlig gesund. Das Mädchen, das aus dem französisch-schweizerischen Grenzgebiet stammt, war nicht geimpft. Die genaue Ansteckungskette ist noch nicht bekannt. Die Schweizer Behörden vermuten die Infektionsquelle in der katholischen Schule in Genf, die auch von vielen französischen Schülern besucht wird.

In der Schweiz sind im Jahr 2008 insgesamt 2.216 Masern-Fälle gemeldet worden, Schwerpunkt war der Kanton Luzern. Bei insgesamt acht Kindern führte die Masern-Erkrankung zur gefürchteten Masern-Enzephalitis, die in etwa 30% der Fälle tödlich verläuft. Seit Anfang des Jahres 2009 sind bereits wieder mehr als 40 Menschen an Masern erkrankt, viele wieder aus dem Kanton Luzern. Die Durchimpfungsraten des Kantons Luzern und des benachbarten Kantons Schwyz gehören zu den niedrigsten der gesamten Schweiz. Laut Angaben der Behörden können nur etwas mehr als 60% der zweijährigen Kinder die zwei empfohlenen Impfungen gegen Masern vorweisen. Die Behörden rechnen daher mit einer weiteren Ausbreitung der Masern.

Erneute Ausbrüche auch in Deutschland - Kinder- und Jugendärzte fordern Impfnachweis in Gemeinschaftseinrichtungen
Auch in Deutschland grassieren die Masern. In Hamburg sind seit Anfang 2009 mehr als 30 Masern-Fälle gemeldet worden, aus Rheinland-Pfalz und Bayern wurden vom Berliner Robert Koch-Institut (RKI) für 2009 bereits Einzelfälle registriert. In Gelsenkirchen wurden aufgrund mehrerer an Masern erkrankter Schüler drei Schulen vorübergehend geschlossen.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) fordert einen Impfnachweis für alle Kinder, die städtische Gemeinschaftseinrichtungen besuchen – nach dem amerikanischen Vorbild „no vaccination - no school“. „Es kann nicht sein, dass in unserem hochentwickelten Land heute noch Kinder an Masern sterben. Die Ausrottung der Masern liegt in der sozialen Verantwortung jedes Einzelnen. Durch einen Impfnachweis in öffentlichen Gemeinschaftseinrichtungen könnten wir dieses gesellschaftliche Problem in den Griff bekommen und alle Kinder vor der vermeidbaren, lebensgefährlichen Infektionskrankheit schützen – vor allem auch die Kinder und Säuglinge, die aufgrund eines Immundefekts nicht bzw. aufgrund ihres Alters noch nicht geimpft werden können“, kritisiert Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach, Kinder- und Jugendärztin aus München und Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI.

Die STIKO empfiehlt zwei Impfungen gegen Masern, Röteln und Windpocken . Die erste Impfung kann ab dem vollendeten 11. Lebensmonat erfolgen, die zweite Impfung vier Wochen danach. Um die Masern in Deutschland zu eliminieren, sind Durchimpfungsraten von 95% für beide Impfungen nötig.