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Masern in Deutschland – immer mehr junge Erwachsene betroffen

In den ersten neun Monaten dieses Jahres sind laut Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) mehr als 1.500 Menschen in Deutschland an Masern erkrankt. Das ist der höchste Anstieg seit 5 Jahren. Besonders betroffen sind Baden-Württemberg und Bayern, wo die Gesundheitsämter bisher über 930 Masernfälle registrierten. Auffällig ist die Zunahme von Erkrankungen bei jungen, ungeimpften Erwachsenen. So waren von 156 Masernfällen in München, die bis zum 14.9.2011 bestätigt wurden, 93 Fälle zwischen 15 und 65 Jahre alt. Auch bundesweit ist diese Verschiebung des Erkrankungsalters zu beobachten...

In den ersten neun Monaten dieses Jahres sind laut Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) mehr als 1.500 Menschen in Deutschland an Masern erkrankt. Das ist der höchste Anstieg seit 5 Jahren. Besonders betroffen sind Baden-Württemberg und Bayern, wo die Gesundheitsämter bisher über 930 Masernfälle registrierten. Auffällig ist die Zunahme von Erkrankungen bei jungen, ungeimpften Erwachsenen. So waren von 156 Masernfällen in München, die bis zum 14.9.2011 bestätigt wurden, 93 Fälle zwischen 15 und 65 Jahre alt. Auch bundesweit ist diese Verschiebung des Erkrankungsalters zu beobachten. „Masern heißen ja deshalb Kinderkrankheit, weil sie so hoch ansteckend sind, dass die Krankheit früher fast nur im Kindesalter auftrat. Mit der Einführung der Impfung gegen Masern in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts, konnte diese gefährliche Erkrankung erfolgreich zurückgedrängt werden. In der Folge erkrankten immer weniger Menschen an Masern, obwohl die Impfquoten bis zur Jahrtausendwende nur bei etwa 50% lagen. Mit der Einführung der Meldepflicht für Masern im Jahre 2001 stiegen in Deutschland auch die Impfquoten deutlich an. Heute sind deutlich mehr als 90% der Kleinkinder gegen Masern geimpft. Doch die Impflücken bei den jungen Erwachsenen sind immer noch sehr groß – und genau deshalb kann sich das Virus bei den 15- bis 40-Jährigen so leicht ausbreiten“, erläutert Dr. Martin Terhardt vom Berufsverband der Kinder-und Jugendärzte (BVKJ).

Impfempfehlung schwer umzusetzen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI empfiehlt die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) allen Personen, die nach 1970 geboren wurden und die Masern nicht durchgemacht haben, deren Impfstatus unklar ist, oder die gar nicht oder mit nur einer Impfung in der Kindheit geimpft wurden. Experten warnen besonders vor den schweren Komplikationen, die mit einer Masernerkrankung verbunden sein können. „Wie bei allen Infektionskrankheiten steigt die Zahl der schweren Verläufe mit zunehmenden Erkrankungsalter. Masern werden häufig begleitet von Lungen- und Augenentzündungen. Besonders gefürchtet ist eine Entzündung des Gehirns, denn die so genannte Masernenzephalitis kann auch tödlich enden“, warnt Terhardt, der auch Mitglied der STIKO ist. Vor dem Hintergrund des Todes eines 26-jährigen Mannes, der Ende März in München an den Folgen einer Masernerkrankung verstorben war, rät der Kinder- und Jugendarzt dringend zur Impfung. „Um die Masern in Deutschland auszurotten, müssen die Impflücken bei den jungen Erwachsenen geschlossen werden. Leider gehen junge Menschen aber selten zum Arzt, so dass wir die Zielgruppe kaum in der Praxis sehen. Jeder Praxisbesuch sollte daher genutzt werden, um den Impfstatus zu überprüfen. Diese Abfrage gehört leider bei vielen Ärzten noch nicht zur Routine. Insofern bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung aller Beteiligten im deutschen Gesundheitssystem, um die Vorgabe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erreichen“, appelliert Terhardt. Die WHO fordert von Deutschland und anderen Staaten in Europa die Elimination der Masern bis zum Jahr 2015.

Quelle: Robert Koch-Institut: SurvStat, http://www3.rki.de/SurvStat, Datenstand: 5.10.2011
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Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ e.V.). Bei Abdruck bitte Hinweis auf www.kinderaerzte-im-netz.de.