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Masernausbruch fordert erstes Todesopfer

In Bayern erlag ein 26-Jähriger den Folgen einer Masern-Infektion. Der junge Mann aus Weilheim verstarb in einer Münchner Klinik. Vor seinem Tod steckte er einen weiteren Patienten und auch ungeimpftes medizinisches Personal mit dem Virus an...

Die Masern, die seit Anfang des Jahres in Bayern grassieren, haben ein erstes Todesopfer gefordert. Wie das Gesundheitsamt in Weilheim mitteilte, ist bereits Ende März ein 26-jähriger Weilheimer in einer Münchner Klinik an den Folgen der gefährlichen Virusinfektion verstorben. Der junge Mann wurde dort aufgrund einer Tumorerkrankung behandelt. „Diese Erkrankung war aber nicht bösartig und hätte sicher nicht zum Tod geführt“, erläutert Dr. Karl Breu, Leiter des Gesundheitsamtes in Weilheim. Masern hingegen sind keine harmlose Kinderkrankheit, sondern eine potenziell tödliche Infektion. „Das Wort Kinderkrankheit kommt daher, dass Masern extrem ansteckend sind und daher früher viele Kinder erkrankten. Inzwischen aber stecken sich auch immer mehr ungeschützte Erwachsene an. Je älter man ist, desto häufiger gibt es auch Komplikationen. Neben Augen- und Lungenentzündungen ist vor allem die Entzündung des Gehirns, die so genannte Masernenzephalitis, besonders gefürchtet. Masern können auch tödlich verlaufen, vor allem wenn andere Vorerkrankungen vorliegen oder das Virus auf eine geschwächte Immunabwehr trifft, wie es wohl hier der Fall war“, warnt Dr. Martin Terhardt vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

In Bayern ist die Zahl der Erkrankungen inzwischen auf mehr als 130 Fälle gestiegen – bundesweit wurden seit Jahresbeginn bereits über 350 Erkrankungen registriert. Vor allem in der Landeshauptstadt München reißt die Infektionskette nicht ab. Betroffen sind auch viele Erwachsene. „Wer die Masern als Kind nicht durchgemacht hat und auch keinen Impfschutz hat, ist besonders gefährdet. Die Impflücken bei jungen Erwachsenen sind sehr groß und genau deshalb empfehlen wir dringend die Impfung für alle ungeschützten Erwachsenen, die nach 1970 geboren wurden“, appelliert Terhardt, der auch Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin ist.

Medizinisches Personal in der Klinik angesteckt

Während des Aufenthaltes in der Münchner Klinik hat der junge Mann mindestens einen weiteren Patienten aber auch medizinisches Personal und sogar Ärzte angesteckt. Aus Sicht des Impfexperten ist das ein Skandal. „Dass es im Krankenhaus ungeimpftes Personal gibt, ist nicht zu akzeptieren. Wenn Ärzte oder Krankenschwestern, die zu einer Intensivstation Zugang haben, nicht geimpft sind, wird es gefährlich. Sowohl für das Fachpersonal selbst – aber auch für die Patienten. Menschen, die auf einer Intensivstation behandelt werden, haben oftmals geschwächte Abwehrkräfte – eine zusätzliche Infektion muss daher unbedingt vermieden werden. Ärzte und andere medizinische Fachkräfte müssen einen ausreichenden Impfschutz vorweisen. Dass ein Patient mit einer hoch ansteckenden Krankheit wie Masern eine Infektionskette beim ungeimpften medizinischen Personal einer Klinik auslösen kann, ist ein Unding,“ kritisiert Terhardt und verweist auf die Bestimmungen im Infektionsschutzgesetz und in der Biostoffverordnung, nach der Ärzte und medizinisches Personal ausreichend geimpft sein müssen.

„Nicht nur der Impfschutz gegen Masern, Mumps und Röteln muss überprüft werden. Alle, die in einem Krankenhaus arbeiten und Patientenkontakt haben, sollten unbedingt auch gegen Hepatitis A und B geimpft sein und die Auffrischimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten alle zehn Jahre wiederholen. Wer diese Impfungen nicht vorweisen kann, sollte in einer Klinik nicht tätig sein“, fordert Terhardt.