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Masernausbruch in den Landkreisen Passau und Rottal-Inn

Mindestens 25 Kinder sind die letzten zwei Wochen in den Landkreisen Passau und Rottal-Inn an Masern erkrankt, weitere Verdachtsfälle werden untersucht. Vor allem 6- bis 14-Jährige sind betroffen. Die erkrankten Kinder hatten keinen Impfschutz. Angehörige und Kontaktpersonen sollten nun ihren Impfschutz überprüfen und versäumte Impfungen nachholen...

In den Landkreisen Passau und Rottal-Inn sind in den letzten zwei Wochen mindestens 25 Kinder an Masern erkrankt, weitere Verdachtsfälle werden derzeit von den Gesundheitsbehörden geprüft. Wie die zuständigen Landratsämter mitteilten, sind vor allem Kinder zwischen sechs und 14 Jahren unter den Erkrankten. Fast alle besuchen die Montessori-Schulen in Kösslarn und der Region. „Die betroffenen Schulen wurden sofort informiert. Alle Angehörigen und Kontaktpersonen wurden umgehend aufgefordert, ihren Impfschutz zu überprüfen und versäumte Impfungen nachzuholen. Die erkrankten Kinder hatten keinen Impfschutz gegen Masern. Da inzwischen auch erste Fälle außerhalb der betroffenen Schulen aufgetreten sind, haben die Gesundheitsämter auch sämtliche Gemeinschaftseinrichtungen im Umkreis verständigt. Masern sind hochansteckend und es kann zu lebensgefährlichen Komplikationen kommen. Wir raten ungeschützten Personen daher dringend zur Impfung“, warnt Dr. Wolfgang Hautmann vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Oberschleißheim. Um eine weitere Ausbreitung der – wahrscheinlich aus der Schweiz importierten – Masern zu verhindern, raten Experten auch zur Impfung von Kindern, die in Kontakt mit Erkrankten gekommen sind. „Auch wenn eine Ansteckung schon erfolgt ist – aber noch keine Symptome zu sehen sind -, wirkt die Impfung noch. Die Immunantwort ist schneller als die Ausbreitung der Infektion im Körper. Bis zu drei Tage nach einem Kontakt kann eine Impfung noch ausreichend Schutz bieten“, erläutert Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach, Kinder- und Jugendärztin aus München und Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Typisch für Masern sind hohes Fieber mit ausgeprägtem Krankheitsgefühl, dazu ein Ausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreiten kann. Auch tränende, lichtempfindliche Augen und ein ausgeprägter Husten sind Symptome, die bei Masern auftreten. Häufig wird diese Virusinfektion von Mittelohr- und Lungenentzündungen sowie anderen schweren Komplikationen begleitet. Die gefährlichste davon ist die so genannte Masernenzephalitis – eine durch Masernviren ausgelöste Gehirnentzündung –, die auch tödlich verlaufen kann. „Eltern sollten sich klarmachen, dass sie nicht nur an ihre eigenen Kinder denken müssen. Es geht auch um den Schutz derer, die nicht oder noch nicht geimpft werden können. Für Kinder mit einem angeborenen Immundefekt, aber auch für Säuglinge kann eine Ansteckung fatale Folgen haben. Eltern, die ihre Kinder – aus welchen Gründen auch immer – nicht impfen lassen, handeln grob fahrlässig“, kritisiert Lindlbauer. In Duisburg war Ende Januar ein dreijähriger Junge mit angeborenem Immundefekt an den Folgen einer Masernerkrankung gestorben. Ein weiteres Kind im Säuglingsalter liegt mit schweren Schädigungen des Gehirns – als Folge einer Maserngehirnentzündung - auf der Intensivstation einer Duisburger Kinderklinik. Noch musste in den Landkreisen Passau und Rottal-Inn kein Kind mit Masernkomplikationen hospitalisiert werden. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) setzt sich dafür ein, dass Kindern in Deutschland der Besuch einer Gemeinschaftseinrichtung nur mit vollständigem Impfstatus gestattet werden sollte.