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Masernausbrüche in Oberbayern

In den Landkreisen Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen sowie den Städten München und Freising (Oberbayern) sind die Masern ausgebrochen. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin hat die Zahl der Masernerkrankungen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr erheblich zugenommen. Seit Anfang des Jahres wurden fast 400 Masernkranke gemeldet...

In den Landkreisen Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen sowie den Städten München und Freising (Oberbayern) sind die Masern ausgebrochen. Bisher wurden den zuständigen Gesundheitsämtern etwa 110 Masernfälle mitgeteilt. Laut Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim sind in München (34 Fälle) vor allem Kinder an einer Grundschule erkrankt. In Freising (33 Fälle) dagegen haben sich auch Erwachsene mit dem Masernvirus angesteckt – 4 Personen mussten nach Komplikationen in Krankenhäusern stationär behandelt werden. Mehr als 50 Fälle werden auch aus den Landkreisen südöstlich der Landeshauptstadt gemeldet. Dabei handelt es sich um 21 gesicherte und ca. 30 Verdachtsfälle. Betroffen sind vor allem ungeimpfte Kinder zwischen 5 und 15 Jahren aus den Landkreisen Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen, Landsberg am Lech und Starnberg. Die meisten Erkrankten besuchen die Montessori-Schule in Peißenberg – auch aus einem Kindergarten in Murnau gab es Krankheitsmeldungen. „Die ersten Fälle wurden bereits vor den Pfingstferien bekannt. Leider sind jetzt zu Schulbeginn neue Infektionen dazugekommen. Wir können zur Zeit noch nicht sagen, wie stark sich die Masern noch ausbreiten werden – viele der Kinder in der betroffenen Schule haben keinen Impfschutz. Und auch außerhalb dieser Schule gibt es bereits die ersten Infektionen“, warnt Dr. Karl Breu, Leiter des Gesundheitsamtes in Weilheim. An der Schule werden insgesamt 250 Schüler unterrichtet. Ein geplantes Impfangebot des Gesundheitsamtes wurde mehrfach abgelehnt. „Viele Eltern wissen offenbar nicht, welche schweren Komplikationen bei einer Masernerkrankung auftreten können. Nur so kann ich mir diese impfkritische Haltung eines großen Teils der Elternschaft erklären“, kritisiert Breu.

Deutlicher Anstieg der Erkrankungszahlen
Laut Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin hat die Zahl der Masernerkrankungen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr erheblich zugenommen. Seit Anfang des Jahres wurden fast 400 Masernkranke gemeldet – im Jahr 2004 gab es im gleichen Zeitraum nur 51 Fälle. Im hessischen Wetteraukreis war Ende Februar ein 14-jähriges Mädchen an den Folgen dieser Erkrankung gestorben. Masern sind hoch ansteckend. Übertragen wird das Virus durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Typisch für Masern sind: hohes Fieber mit ausgeprägtem Krankheitsgefühl, ein Ausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreiten kann, tränende, lichtempfindliche Augen und ein ausgeprägter Husten. Wenn die Krankheit ohne Komplikationen verläuft, verschwinden die Beschwerden nach etwa 2 Wochen. Doch nicht selten kommt es zu Komplikationen, wie Mittelohr- und Lungenentzündungen, und in schlimmeren Fällen zu der gefürchteten Masernenzephalitis, die tödlich enden kann. Bei Ausbrüchen von Masern in den Niederlanden und Italien in den vergangenen Jahren waren - bei einer Häufigkeit von bis zu 1 Todesfall auf 1.000 Erkrankte - mehrere Menschen ums Leben gekommen. Weltweit sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 500.000 Menschen jedes Jahr an den Folgen von Masernerkrankungen.

Ungenügender Impfschutz
„Die Durchimpfungsraten in Bayern sind leider noch nicht ausreichend. Nach den neuesten Zahlen, die uns vorliegen, haben gut 80% der Schulanfänger die erste Impfung – in manchen Landkreisen bekommen aber nur 35% die zweite Impfung gegen Masern. Um Masern in Bayern zu eliminieren, müssten etwa 90% aller Kinder zweimal gegen Masern geimpft werden“, fordert Dr. Bernd Simon, Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte aus München. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des RKI empfiehlt zwei Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) für alle Kinder bis zum zweiten Lebensjahr. Diese Impfungen werden für alle Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre von der Kasse erstattet. Wer sich beim Arzt impfen lässt, muss keine Praxisgebühr zahlen - Impfungen sind Vorsorgeleistungen und daher von dieser Gebühr befreit.