Erwachsenwerden ist noch nie einfach gewesen, doch in einer immer komplexeren Welt wird die Orientierung für Kinder und Eltern zunehmend schwieriger und viele von ihnen sind dabei überfordert. „Insbesondere Kinder aus armen Familien und Familien mit Migrationshintergrund sind oftmals prekären Lebensbedingungen und damit einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen ausgesetzt“, sagt Dr. Christa Schaff, die Vorsitzende des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP). „Neben diesen sozioökonomischen Faktoren wird die Entwicklung von Kindern von der starken Einbeziehung von Fernseher, Spielkonsolen und Computer in die Alltags- und Freizeitgewohnheiten geprägt.“
Zunehmende Armut begünstigt psychische Erkrankungen bei Kindern
In den letzten 20 Jahren haben erhebliche gesellschaftliche Veränderungen die seelische Entwicklung von Kindern stark verändert und beeinträchtigt. „Familienunfreundliche Arbeitsbedingungen, schlechte Entlohnung, Arbeitslosigkeit, sowie die rückläufige Personalbesetzung in Kindergärten und Schulen erschweren vielen Kindern eine gesunde seelische Entwicklung“, erklärt Prof. Franz Resch, Ordinarius für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Heidelberg. „Bis zu einem Fünftel aller in Deutschland aufwachsenden Kinder leidet an psychischen Beeinträchtigungen.“ Überdurchschnittlich häufig davon betroffen sind arme Kinder, deren Anzahl in den letzten Jahren angestiegen ist. Materielle Armut verringert die Chancen der Kinder auf Bildung und eine Teilhabe an der Gesellschaft.
Fernseher und Spielkonsolen führen zu Passivität des Körpers und des Geistes
Während viele Kinder und Jugendliche neue Medien zur Entwicklung der eigenen Kompetenzen nutzen können, kann sich zu häufiges Fernsehen und Computerspielen auch sehr schädlich auf die Entwicklung von Kindern auswirken. „Spielkonsolen, PCs und Fernseher im Kinderzimmer verleiten Kinder, sich zu wenig zu bewegen und verhindern soziale Kontakte und eine kreative Freizeitgestaltung. Bei gefährdeten Kindern und Jugendlichen kann aus Gewohnheit ein suchtartiges Verhalten werden“, sagt Dr. Schaff, niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiaterin aus Weil der Stadt. „Daher ist es wichtig, Kindern frühzeitig alternative Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung anzubieten und Eltern und Erzieher immer wieder auf die Gefahren hinzuweisen.“