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Meningokokken-Hirnhautentzündung: Gene beeinflussen Erkrankungsrisiko

Obwohl die meisten Menschen Meningokokken-Bakterien zeitweise im Nasen-Rachen-Raum beherbergen, erkrankt nur etwa einer von 40.000 Trägern. Bei einigen unter den Trägern verlassen diese Bakterien die Schleimhäute und dringen in die Blutbahn ein. Dass es von genetischen Faktoren abhängt, bei wem die Bakterien sich im Körper ausbreiten können und einen schlimmen Krankheitsverlauf verursachen können. Dies konnte nun erstmals eine internationale Studie nachweisen ....

Laut einem internationalen Forscherteam hängt das Risiko, an einer Meningokokken-Meningitis zu erkranken, auch von den Genen ab. Demnach können die Bakterien bei einer bestimmten genetischen Veränderung das Immunsystem des Körpers leichter überwältigen und zu einem Ausbruch der Krankheit führen. „Meningokokken sind bekapselte Bakterien. Sie können schwere Krankheitsverläufe auslösen und selbst bei gesunden Kindern und Erwachsenen innerhalb von Stunden zum Tode führen. Die Bakterien verursachen in erster Linie eine Hirnhautentzündung oder eine Blutvergiftung (Meningokokken-Sepsis). Besonders schwere Verläufe werden bei Kleinstkindern, Jugendlichen und Senioren beobachtet“, erklärt die Kinder- und Jugendärztin Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach.

Obwohl die meisten Menschen diese Bakterien zeitweise im Nasen-Rachen-Raum beherbergen, erkrankt nur etwa einer von 40.000 Trägern. Warum diese Bakterien bei einigen die Schleimhäute verlassen und in die Blutbahn einbrechen, war bislang noch nicht geklärt. Die bahnbrechende neue Studie zeigt nun die Infektionsmechanismen auf. Vielleicht öffnen diese neuen Erkenntnisse Wege zur Entwicklung von Impfstoffen gegen alle Sero-Gruppen des Bakteriums“, hofft Dr. Lindlbauer-Eisenach, die auch Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin ist.

Bei den Meningokokken gibt es 13 Untergruppen, von denen in Deutschland fast ausschließlich C und B vorkommen. Die Serogruppe B macht etwa 65% der Meningokokken-Infektionen aus. Gegen diese Untergruppe ist bei uns noch keine Impfung möglich. Die Meningokokken-Konjugat-Impfung schützt nur gegen Erkrankungen durch Meningokokken der Serogruppe C.

Die internationale Gruppe von Wissenschaftlern verglich die genetischen Daten von 475 Patienten, die sich mit Meningokokken infiziert hatten, mit den Codes von 4.703 gesunden Probanden. Dabei stellten sie Unterschiede bei Genen fest, die für die Immunabwehr und dort insbesondere für die Regulatorproteine Faktor H und Faktor-H-verwandte Proteine verantwortlich sind. Diese Proteine sind u.a für das Erkennen von eindringenden Bakterien und ihre Vernichtung zuständig. Bei einer Genveränderung können Meningokokken-Bakterien sich mithilfe dieser Faktor-H-Proteine „tarnen“, sodass sie für den Körper nicht mehr als fremd erscheinen und ihn ungehindert „überfallen“ können. Die Untersuchungsergebnisse wurden in Nature Genetics veröffentlicht.


Quelle: Nature Genetics