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Meningokokken: Nachholimpfung ratsam

Nach dem Tod eines 16-Jährigen Realschülers aus Marne (Schleswig-Holstein), der Anfang März an den Folgen einer Meningokokken-Infektion verstorben ist, rät der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte auch älteren Kindern zur Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin empfiehlt seit 2006, Kinder im zweiten Lebensjahr gegen Meningokokken des Serotyps C impfen zu lassen. Alle vor dem Juli 2005 geborenen Kinder, die noch nicht geschützt sind, sollten nachträglich geimpft werden ...

Nach dem Tod eines 16-Jährigen Realschülers aus Marne (Schleswig-Holstein), der Anfang März an den Folgen einer Meningokokken-Infektion verstorben ist, rät der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte auch älteren Kindern zur Impfung. Meningokokken kommen weltweit vor und können eine schwere Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Besonders betroffen sind kleine Kinder aufgrund ihres unreifen Immunsystems, aber auch Jugendliche. Seit 2006 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) deshalb, Kinder im zweiten Lebensjahr gegen Meningokokken des Serotyps C impfen zu lassen – eine in Deutschland verbreitete, besonders gefährliche Meningokokkenart. „Grundsätzlich rät die STIKO zu einer nachträglichen Immunisierung auch für alle vor dem Juli 2005 geborenen Kinder, die noch nicht geschützt sind. Meningokokken-Erkrankungen sind selten, können aber innerhalb kurzer Zeit lebensgefährlich werden. Entwickelt sich das so genannte Waterhouse-Friderichsen-Syndrom - eine besonders schwere Form der Sepsis –, sind die Überlebenschancen trotz aller medizinischen Fortschritte gering“, warnt Dr. Martin Terhardt, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin. Laut der Schuleingangsuntersuchung 2008 betrugen die Durchimpfungsraten bei den Schulanfängern gegen Meningokokken bundesweit lediglich 53% - Thüringen erreichte demnach sogar nur 9%.

„Meningokokken werden durch Tröpfchen-Infektion und enge Kontakte übertragen. Da Jugendliche intensivere Kontakte zu Gleichaltrigen pflegen, wie z.B. auf Partys und bei ersten Annäherungen zum anderen Geschlecht, sind sie nach kleinen Kindern besonders von Meningokokken-Infektionen betroffen“, erklärt Dr. Terhardt. Spätestens im Jugendalter sollte deshalb der Impfschutz nachgeholt werden. Für Jugendliche, die Auslandsaufenthalte planen und älter als 11 Jahre alt sind, ist auch ein neuer 4-valenter Meningokokken-Impfstoff geeignet, um im Ausland vor den dort kursierenden Serogruppen sicher zu sein. Bis auf die Serogruppe B deckt der 4-valente Impfstoff alle bedeutenden Serogruppen ab: A, C, W135 und Y. Ein Impfstoff gegen die Serogruppe B befindet sich in der Entwicklung. Weltweit treten jährlich etwa eine halbe Million invasive Meningokokken-Erkrankungen auf, davon enden etwa 50.000 Fälle tödlich.

In Deutschland liegt der Anteil der Serogruppe-C-Erkrankungen laut dem Nationalen Referenzentrum für Meningokokken derzeit bei etwa 22,2%, der Anteil der Serogruppe-B-Erkrankungen bei etwa 67,1%. Meningokokken-Erkrankungen durch die Serogruppe Y stiegen auf 7,0% und die Erkrankungen mit der Serogruppe W135 machten etwa 3,2% aus.

Zwar sind Meningokokken-Erkrankungen seit der Impfempfehlung zurückgegangen. So hat sich die Zahl der gemeldeten Erkrankungs- und Todesfälle 2010 gegenüber 2001 etwa halbiert. Doch verstarben 2009 immer noch 33 Menschen an den Folgen einer Meningokokken-Erkrankung. Fast die Hälfte dieser Patienten waren Kinder, Heranwachsende und junge Erwachsenen bis 19 Jahre. Im ersten Quartal 2011 erfasste das Robert Koch-Institut 97 Fälle mit Erkrankungen durch Meningokokken, wobei 36% der Infektionen Kinder bis vier Jahre betrafen und 21% die Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen.