Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Meningokokken: Studie belegt gravierende regionale Unterschiede bei den Impfquoten

Seit 2006 empiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland eine einmalige Impfung im 2. Lebensjahr gegen Meningokokken C. Denn die bakteriellen Erreger von Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen können für knapp 9% der Erkrankten tödlich enden. Eine neue Studie der Wissenschaftler vom Versorgungsatlas zeigt nun, dass einige Landkreise immer noch erschreckend niedrige Durchimpfungsraten aufweisen - insbesondere in Südbayern.

In Deutschland sind 80% der Kleinkinder gegen Meningokokken C geimpft, die bakteriellen Erreger von Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen. Eine neue Studie der Wissenschaftler vom Versorgungsatlas zeigt jedoch signifikante regionale Unterschiede der Impfquoten auf der Ebene der Landkreise. Schlusslicht ist Bad Tölz-Wolfratshausen in Bayern, wo laut der jüngsten Daten nur knapp 32% der Kleinkinder bis zum Ende des 2. Lebensjahres geimpft wurden. Spitzenreiter ist Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt mit einer Impfquote von 93%. Die Studie ist auf dem frei zugänglichen Portal www.versorgungsatlas.de veröffentlicht.

Acht Jahre nach ihrer Aufnahme in den Empfehlungskatalog der Ständigen Impfkommission (STIKO) im Jahr 2006 bescheinigen die Wissenschaftler des Versorgungsatlas der Impfung gegen Meningokokken generell eine gute Akzeptanz. Im zweiten Lebensjahr sind 80,2% der Kinder geimpft. „Dies ist sehr erfreulich, da eine Infektion mit Meningokokken C trotz moderner Therapien bei knapp 9% der Patienten auch noch tödlich endet“, erklärt Dr. Jörg Bätzing-Feigenbaum, der Leiter des Versorgungsatlas. Gefährdet sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder sowie junge Erwachsene.

in BayernDie Studie der Forscher vom Versorgungsatlas, bei der ärztliche Abrechnungsdaten der Jahre 2009 bis 2014 ausgewertet wurden, belegt jedoch regionale Unterschiede. Auf der Ebene der Bundesländer schwankten die Impfquoten des Geburtsjahrgangs 2009 zwischen knapp 70% in Bayern und 82% in Mecklenburg-Vorpommern. Bei der Untersuchung des Jahrgangs 2013 war dieser Abstand geschrumpft. In Bayern lag die Quote bei rund 75%, in Mecklenburg-Vorpommern um zehn Prozentpunkte darüber. Deutlich geringer sind inzwischen auch die Unterschiede zwischen den neuen und alten Bundesländern. Hier bestehe eine Tendenz zur Angleichung, schreiben die Experten.

Deutliche Unterschiede auf Kreisebene

Auf der Ebene der Landkreise variieren die Impfquoten hingegen weiterhin deutlich. Die Impfquoten des Jahrgangs 2009 lagen im Kreis Dessau- Roßlau (Sachsen-Anhalt) bei knapp 95%, gefolgt von Peine in Niedersachen mit knapp 93% und Zweibrücken in Rheinland-Pfalz mit 91%. Am anderen Ende der Quoten-Skala drängelten sich die bayerischen Landkreise Rosenheim mit 39%, Miesbach mit 37% und dem bundesweiten Schlusslicht Bad Tölz-Wolfratshausen mit 22%. Bei der Untersuchung des Geburtsjahrgangs 2013 waren die Quoten in diesen Landkreisen zwar gestiegen – auf 32% in Bad Tölz-Wolfratshausen, 50% in Rosenheim und sogar 55% in Miesbach. Doch bei einer Differenz von über 60 Prozentpunkten bleibt der Abstand zu den Spitzenreitern jenseits der Mainlinie erheblich und macht den Freistaat zum Schlusslicht auf Länderebene. Daran können auch respektable Werte um oder sogar über 90% in nordbayerischen Landkreisen oder Städten wie Wunsiedel, Schweinfurt und Erlangen wenig ändern.

Insgesamt ein positiver Trend

Dennoch betonen die Wissenschaftler, dass insgesamt ein positiver Trend zu beobachten sei: Im Beobachtungszeitraum zwischen 2009 und 2014 sank die Zahl der Landkreise mit Impfquoten unter 70% von 83% auf 51%, während die Zahl der Landkreise mit Quoten über 80% von 161% auf 241% stieg.

Suche nach den Ursachen

Welche Faktoren für die regionalen Unterschiede verantwortlich sind, können die Wissenschaftler aus ihren Daten nicht ableiten. Wahrscheinlich spielt eine Vielzahl von Einflussgrößen eine Rolle – angefangen von gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen über besondere historische und regionale Entwicklungen bis hin zur Skepsis gegen Impfungen oder deren genereller Ablehnung. Umfragen zufolge sind 35% der Eltern Impfskeptiker und etwa 1% der Eltern lassen ihre Kinder grundsätzlich nicht impfen. Auch wenn Eltern ihre Kinder bei Heilpraktikern oder mit homöopathischen Medikamenten behandeln lassen, besteht gleichzeitig eine geringere Impfbereitschaft. In Bayern lehnten bei einer Untersuchung sogar 1,8% der Eltern Impfungen generell ab, mit einem Schwerpunkt in Südbayern – dort, wo auch in der vorliegenden Studie die Forscher des Versorgungsatlas die geringsten Impfquoten gefunden hatten.

Die Studie

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben bei ihrer Studie die pseudonymisierten Abrechnungsdaten aus Arztpraxen der Jahre 2009 bis 2014 ausgewertet. Eingeschlossen in die Studienpopulation wurden alle Kinder, die in den Jahren 2009 bis 2013 geboren wurden und eine U6-Früherkennungsuntersuchung erhielten. Diese Untersuchung erfolgt regelhaft zwischen dem 10. und 12. Lebensmonat. Aufgrund der hohen Beteiligung von über 96% umfasst diese Untersuchung fast alle gesetzlich krankenversicherten Kleinkinder.
_________
(Barbara Ritzert, Pressestelle Versorgungsatlas – ProScience Communications, Versorgungsatlas)
_________
Quelle. <link https: idw-online.de de news658672 _blank external-link-new-window external link in new>idw, <link http: www.versorgungsatlas.de fileadmin ziva_docs va-75-menc-impfung_bericht_v1.pd _blank external-link-new-window external link in new>Versorgungsatlas