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Misshandlung in der Kindheit kann das Risiko für immunvermittelte Entzündungskrankheiten erhöhen

Britische Wissenschaftler*innen haben in einer Untersuchung bei Kindern, die Misshandlung erlebt hatten, ein höheres Risiko für rheumatoide Arthritis (Gelenkrheuma) und Psoriasis (Schuppenflechte) ermittelt im Vergleich zu Kindern, die ohne Misshandlung aufgewachsen sind.

© Markus Bormann - Fotolia.com

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Weltweit ist Kindesmisshandlung mit einem höheren Risiko für die Entwicklung bestimmter immunvermittelter entzündlicher Erkrankungen (immune-mediated inflammatory disorders: IMIDs) verbunden, d.h. Erkrankungen, bei denen das Immunsystem unangemessen und ungewöhnlich stark auf „harmlose“ Einflüsse reagiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine in Heliyon veröffentlichte Studie.

Liam Snook von der Universität Birmingham in Großbritannien und seine Kolleg*innen untersuchten den Zusammenhang zwischen Kindesmisshandlung und IMIDs. Die Analyse umfasste die Daten von 256.130 betroffenen Patient*innen und 712.478 vergleichbaren, nicht betroffenen Patient*innen, die aus einer britischen Datenbank der Primärversorgung (1. Januar 1995 bis 31. Januar 2021) stammten.

Die Forschenden fanden heraus, dass Personen, die in ihrer Kindheit Misshandlungen ausgesetzt waren, ein signifikant erhöhtes Risiko für die Entwicklung von rheumatoider Arthritis und Psoriasis hatten. Es gab jedoch keinen statistisch signifikanten Zusammenhang mit dem Risiko für die Entwicklung von entzündlichen Darmerkrankungen, Multipler Sklerose oder systemischem Lupus erythematodes (Immunsystem greift  körpereigene gesunde Zellen und damit Organsysteme an). Misshandelte Personen hatten ein geringeres Risiko für Zöliakie im Vergleich zur nicht misshandelten Gruppe.

„Weltweit ist schätzungsweise jedes dritte Kind von Kindesmisshandlung betroffen“, schreiben die Autor*innen. „Die Umsetzung umfassender Ansätze im Bereich der öffentlichen Gesundheit zur Prävention und Erkennung von Kindesmisshandlung und ihren negativen Folgen, wie der Entwicklung von IMIDs, ist unerlässlich.“

Die Autor*innen schränken ein, dass die genauen Mechanismen, die dazu führen könnten, noch unklar sind und noch weitere Studie erforderlich sind. Es sei wichtig zu beachten, dass das Risiko für eine IMID von vielen Faktoren abhängig ist. Auch die Dauer der Misshandlung in der Kindheit und das Alter, in dem das Kind eine schlechte Behandlung erlebt, können das Ausmaß beeinflussen.

Quellen: HealthDay, Heliyon