Auch im Umgang mit immungeschwächten Kindern sollten Betroffene besonders vorsichtig sein. „Sind die Brustwarzen befallen, muss die Mutter leider auf das Stillen verzichten. In jedem Fall sollten Menschen mit Herpesbläschen - unabhängig davon, ob sich die Läsionen auf den Lippen oder im Mundraum oder auf anderen Hautstellen befinden – diese nicht berühren und auf besondere Hygiene achten. Das heißt, sie sollten ihre Hände häufig und sorgfältig waschen sowie desinfizieren“, rät Dr. Monika Niehaus, Kinder- und Jugendärztin und Mitglied des Expertengremiums vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Bei Neugeborenen kann das Virus schnell eine lebensbedrohliche Situation auslösen, indem es das zentrale Nervensystem, die Leber, die Lunge, die Haut und die Augen angreift. Nach einer Infektion können auch dauerhafte Hirnschäden zurückbleiben. 85% der Fälle, in denen Herpesviren von Mutter zu Kind übertragen werden, ereignen sich während der Geburtsphase, wenn eine Virusausscheidung aus dem Genitaltrakt erfolgt (Genitalherpes). Deshalb empfehlen Ärzte bei aktivem Genitalherpes einen Kaiserschnitt. Eine Ansteckung des ungeborenen Babys über die Plazenta oder das Fruchtwasser erfolgt selten (5%). Bei etwa Dreiviertel der Neugeborenen, die eine Herpesinfektion erleiden, ist Müttern nicht bewusst, dass sie Träger sind. Infektionen nach der Geburt machen etwa 10% der Fälle aus. Sie erfolgen durch den direkten Kontakt des Neugeborenen mit infizierten Personen, hauptsächlich von der Mutter durch Küssen, meist über Lippenbläschen oder Bläschen auf der Haut.
Entwickelt sich eine Gehirnentzündung, eine Herpes-Enzephalitis, können die Krankheitszeichen zunächst einer Grippe ähneln. Der Säugling hat eine fahle Hautfarbe, wirkt teilnahmslos oder unruhig, ist zittrig oder krampft. Auch Fieber kann auftreten. Die typischen Herpesbläschen treten bei nur etwas mehr als der Hälfte der infizierten Babys auf (60%). Erkrankte Säuglinge müssen rasch mit antiviralen Medikamenten behandelt und intensivmedizinische betreut werden. Jeder Tag, der ohne Behandlung verstreicht, erhöht das Sterberisiko. Kinder, die jünger als zwei Wochen sind, sind besonders gefährdet.
Quelle: <link https: onlinelibrary.wiley.com doi abs ddg.13529 _blank external-link-new-window external link in new>J Dtsch Dermatol Ges., <link https: www.ncbi.nlm.nih.gov pmc articles pmc5410863 _blank external-link-new-window external link in new>J Pediatr Pharmacol Ther.
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