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Mit Schulsport gegen Unbeweglichkeit

Sportmediziner fordern Ausbau und Verbesserung des Schulsports, um den Bewegungsmangel der Kinder und Jugendlichen zu reduzieren und die Schüler, die Schwierigkeiten bei der Koordination einfacher Bewegungsabläufe haben, angemessen zu fordern und fördern…

Der Jenaer Sportmediziner Prof. Dr. Holger Gabriel hat gefordert, die Stundenzahl und Qualität des Sportunterrichts an den Schulen deutlich zu erhöhen. „Drei Stunden Schulsport sind ein Witz. Kinder und Jugendliche müssten jeden Tag Sport haben. Das wäre ein wirklicher Beitrag gegen eine der größten Gesundheitsgefahren unserer Zeit - den Bewegungsmangel“, sagte der Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

„Das Image des Sportunterrichts muss in Schulen und Elternhäusern verbessert werden“, so Sportmediziner. „Derzeit ist er oft das fünfte Rad am Wagen. Wenn Unterricht ausfällt, dann zuallererst in diesem Fach.“ Das führe zu Frustration bei vielen Sportlehrern. Zudem müssten diese besser weitergebildet werden. „Nur dann können sie die Schüler, die heute oft Schwierigkeiten bei der Koordination selbst einfacher Bewegungsabläufe haben, angemessen fordern und fördern.“ Schulen könnten Sportvereine in den Unterricht einbeziehen.

Bewegung von klein auf fördern
In Kinderkrippen und -gärten müsse dafür gesorgt werden, dass die Kleinen wenigstens eine Stunde am Tag in frischer Luft toben könnten. Das setze eine ausreichende Ausstattung der Einrichtungen mit gut ausgebildeten Erziehern voraus. „Ich hoffe, wenn wir jetzt über mehr Krippenplätze sprechen, dass wir dann auch über Gesundheitsförderung in den Kitas sprechen“, hofft Professor Gabriel. „Denn der Grundstein für die Bewegungsarmut wird meist schon in frühester Kindheit gelegt.“ Viele Kinder würden im Auto in die Krippe gebracht, anstatt zu laufen. Übermäßiger Fernsehkonsum und ein schlechtes Vorbild der Eltern täten ein Übriges. „Wenn dagegen beide Elternteile sportlich aktiv sind, hat das Kind die sechsfache Chance, selbst auch Freude an Bewegung zu haben.“

Veränderter Sportunterricht kann Fitness verbessern
Ein veränderter Sportunterricht an Schulen kann nach einer Studie die Fitness von Kindern und Jugendlichen verbessern. Das ist ein Ergebnis einer wissenschaftlich begleiteten Untersuchung der AOK Rheinland/Hamburg. „Im Durchschnitt konnten die Schüler im Rheinland 7% ihrer Altersgenossen im Bund in der körperlichen Fitness hinter sich lassen“, sagte der Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der Ärzte Deutschlands (WIAD), Lothar Klaes.

Bei dem zweijährigen Projekt „Schulen in Bewegung“ machten rund 14.000 Schüler aus 150 weiterführenden Schulen im Rheinland mit. Die teilnehmenden Schulen gestalteten ihren Sportunterricht um oder weiteten ihn aus. Angebote wie Akrobatik, Boxen, Frisbee, Tanz oder Bewegungstheater sollten den Jugendlichen Spaß an Bewegung vermitteln. Ziel sei es gewesen, vor allem auch unsportliche Schüler zu erreichen und zu motivieren. Als Ergebnis sei auch der Anteil übergewichtiger Kinder zurückgegangen. Einmal im Jahr nahmen die Schüler an einem Fitness-Test teil, den das WIAD und der Deutsche Sportlehrerverband entwickelt hatten. Die Ergebnisse des Tests wurden in einem Diagramm festgehalten, an dem jeder Schüler seine Fitness im Vergleich zum Durchschnitt seiner Altersgruppe ablesen konnte. Die Sportlehrer erhielten Arbeitsmappen und bekamen bei Fortbildungen Anregungen für den Unterricht.