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Morbus Basedow: Seltene Schilddrüsenerkrankung nimmt zu

Morbus Basedow ist eine seltene Schilddrüsenerkrankung bei Kindern und macht etwa 10 bis 15% der Schilddrüsenerkrankungen bei Heranwachsenden aus. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. Experten beobachten eine weltweite Zunahme. Auch bei andern Autoimmunerkrankungen wie Zöliakie, entzündlichen Darmerkrankungen, Typ-1-Diabetes gibt es eine ähnliche Entwicklung in den letzten Jahrzehnten.

Dieser Trend kann möglicherweise auf Umweltfaktoren wie Infektionen und geändertem Ernährungsverhalten zurückzuführen sein. „Morbus Basedow gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Der Körper produziert Antikörper, die die Regulation der Schilddrüse beeinträchtigen. Infolgedessen kann die Schilddrüse zu viele Hormone ausschütten. Was die Antikörperbildung auslöst, ist bisher nicht bekannt“, erklärt Dr. Herman Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Die Krankheit kann sich jederzeit in der Kindheit entwickeln, doch tritt sie besonders häufig zwischen 11 und 15 Jahren erstmals auf. Die Anzeichen für Morbus Basedow beginnen schleichend, können vielfältig sein und werden deshalb oft nicht gleich bemerkt. Betroffene sind möglicherweise müder als sonst, leiden unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen, sind nervös, leicht reizbar und unruhig, schwitzen verstärkt, haben häufiger Stuhlgang oder Durchfall und das Gewicht verändert sich. Oft ist ihr Puls erhöht, die Hände zittern und die Schilddrüse vergrößert sich (Kropf). Bei Mädchen kann die Monatsblutung unregelmäßig auftreten. Manchmal verspüren Erkrankte einen Druck hinter den Augen oder sie sehen doppelt. In einigen Fällen treten die Augen sichtbar vor, denn Antikörper, die die Schilddrüse überaktiv werden lassen, können auch Entzündungen und Schwellungen hinter den Augen verursachen.

„Sind in der Familie Erkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow, oder Diabetes Typ 1, Rheuma bekannt und leidet das Kind unter den genannten Beschwerden, sollten Eltern den Kinder- und Jugendarzt darüber informieren. Kinder mit Angehörigen, die unter bestimmten Autoimmunkrankheiten leiden, haben ein erhöhtes Risiko für Morbus Basedow. Kinder mit Down-Syndrom neigen ebenso im Vergleich zu ihren Altersgenossen ohne dieses Syndrom mehr dazu, einen Morbus Basedow zu entwickeln“, so Dr. Kahl. Familiäre Studien deuten darauf hin, dass rund 63% Morbus Basedow-Fälle auf genetische Faktoren zurückzuführen sind.

Morbus Basedow lässt sich in der Regel gut mit Schilddrüsenmedikamenten behandeln. Zeigt dies keinen Erfolg, besteht die Möglichkeit einer Radiojodtherapie oder einer Operation. Die Radiojodtherapie erfolgt z.B. über die Einnahme von Kapseln oder einer Lösung. Die Schilddrüse absorbiert dabei radioaktives Jod aus dem Blutkreislauf, ohne dass dabei andere Organe geschädigt werden. Innerhalb weniger Monate schrumpft die Schilddrüse und die Beschwerden verschwinden langsam.

Quellen: <link https: doi.org archdischild-2022-323905 _blank external-link-new-window external link in new>Arch Dis Child, <link https: doi.org etj-21-0073 _blank external-link-new-window external link in new>Eur Thyroid J., <link https: doi.org s00112-019-0650-3 _blank external-link-new-window external link in new>Monatsschr Kinderheilkd, <link https: doi.org jamaoto.2021.2715 _blank external-link-new-window external link in new>JAMA Otolaryngol Head Neck Surg., <link https: doi.org _blank external-link-new-window external link in new>Horm Res Paediatr.
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