Forscher der Universität Coventry haben eine Lernumgebung entwickelt, die die Besonderheiten der Sinne von autistischen Kindern berücksichtigt und es ihnen erleichtert, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Um optische Reize einzudämmen, wurden die Wände weiß gestrichen, die Fenster können verdunkelt werden. Herkömmliche Deckenleuchten wurden durch Tageslicht- und LED-Lampen ersetzt, die es gestatten, die Farbe des Umgebungslichtes zu verändern. Die Raumakustik wurde verbessert und zusätzlich eine Lautsprecheranlage installiert, um eine optimale Sprachverständlichkeit zu erreichen. Die Oberflächen der Möbel wurden glatt und rund gehalten, um ablenkende Reize für den Tastsinn gering zu halten. Es wurde zudem auf einen angenehmen Geruch im Raum geachtet. Ein System aus zwei Videokameras und einem LCD-Projektor ermöglicht es den Kindern, ihre Bewegungen zu beobachten und animierte Computergrafiken über die Körperbewegung interaktiv zu steuern. Die Kontrollsoftware ist für Schüler und Lehrer einfach zu bedienen.
Die Umgebung kann überall eingerichtet werden, so dass autistische Kinder an konventionellen Schulen integriert werden können. Über 100 Schüler haben die Unterrichtsräume ausprobiert und verbesserten dabei ihre Fähigkeiten zur Kommunikation mit Lehrern und Mitschülern sowie ihre schulischen Leistungen.
„Die Realität ist für Menschen mit Autismus eine verwirrende Flut von Ereignissen, Lauten, Klängen und Bildern“, erklärt Dr. Andree Woodcock vom Lehrstuhl für ergonomisches Design. Autisten haben deswegen Probleme im Umgang mit anderen Menschen und eine eingeschränkte Vorstellungskraft. Autistische Störungen betreffen 70.000 Familien in Deutschland, 75% der Autisten haben eine Lernschwäche. Die frühe Kindheit ist der beste Zeitpunkt, sie bei der Kontaktaufnahme mit der Außenwelt zu unterstützen. Eine Untersuchung von 500 Kindern mit einer autistischen Störung hat ergeben, dass die Sinnesreize, die eine Störung der Konzentration bewirken, sehr vielseitig sein können. Die Unterrichtsumgebung kann daher auf individuelle Anforderungen hin angepasst werden. „Die maßgeschneiderte Software half den Kindern dabei, sich zu entspannen und aufmerksamer am Unterricht teilzunehmen“, sagt Dr. Woodcock. „Es machte allen Spaß, die Kontrolle über das Computerprogramm und ihre Umgebung zu haben.“
Nach Meinung anderer Experten sind alle Maßnahmen sinnvoll, die zu einer angemessenen Strukturierung des Unterrichts für Personen mit Autismus führt. Ob ein Unterrichtserfolg durch eine verstärkte Senkung der Anreize aus der Umgebung im Klassenzimmer alleine zielführend sein wird, bleibt unbewiesen.