Babys werden von Gesichtern und Augen angezogen. Der Blick in die Augen eines Säuglings fördert die Synchronität der Gehirnströme zwischen Mutter und Kind. Kanadische Forscher untersuchten die Rolle des mütterlichen Körpergeruchs bei diesem Synchronisationsprozess. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift „Science Advances“ unter dem Titel „Maternal chemosignals enhance infant-adult brain-to-brain synchrony“.
Für die Arbeit beobachteten Experten die Gehirnwellen von Erwachsenen und Babys mithilfe von EEGs. Die Übereinstimmung oder Abweichung der Gehirnwellen wurde bei verschiedenen Situationen erfasst. Einmal saßen Mutter und Baby sich gegenüber und blickten sich in die Augen und ein anderes Mal saßen sie Rücken an Rücken und schauten in die entgegengesetzte Richtung. In einer zweiten Versuchsreihe wurde das EEG einer Frau, die der Mutter ähnlich sah, und eines gegenüber sitzenden Babys erneut aufgenommen, und zwar mit Blickkontakt. Aber einmal war die Fremde mit einem T-Shirt bekleidet, das die Mutter zwei Tage lang getragen hatte, und einmal hatte sie ein frisches T-Shirt ohne den Geruch der Mutter an.
62 Paare von leiblichen Müttern und Säuglingen (etwa sieben Monate alt) absolvierten das Auge-zu-Auge-Experiment, 39 absolvierten das Rücken-an-Rücken-Experiment, bei 51 Paaren nahm eine Fremde anstelle der Mutter teil. Die Säuglinge waren ungefähr gleichgeschlechtlich. Das T-Shirt wurde von den leiblichen Müttern an zwei aufeinanderfolgenden Nächten getragen. Während dieser Zeit sollten sie keine Duftstoffe wie Seife, Deodorants, Shampoo oder Conditioner verwenden. Die T-Shirts wurden in einem Glasgefäß aufbewahrt. Die EEG-Synchronität basierte auf Theta-Wellen, die am stärksten mit emotionalen und verhaltensbezogenen Hinweisen in Verbindung gebracht werden – bei Säuglingen sind verstärkte Theta-Wellen mit erhöhter Aufmerksamkeit verbunden.
Die Forscher fanden Folgendes heraus:
- Die Theta-Synchronizität zwischen Mutter und Kind war größer, wenn sie sich in die Augen sehen konnten.
- Die Theta-Synchronizität war zwischen der fremden Frau und dem Kind weitaus geringer, bis die Fremde das mütterliche T-Shirt anzog. Dann war die Synchronizität im Wesentlichen dieselbe wie zwischen Baby und Mutter.
- Bei der Durchsicht der Videobänder, die während den Interaktionen aufgenommen wurden, stellten die Forscher fest, dass das Baby mehr zu der Fremden schaute, wenn diese das T-Shirts mit dem mütterlichen Geruch trug. Das mütterliche T-Shirt erhöhte auch die Aufmerksamkeit des Babys und seine Erregung.
Die Bindung zwischen Mutter und Kind spiegelt sich nicht nur emotional, sondern auch physiologisch wider. Die "Hypothese der rechten Hemisphäre" besagt, dass unsere emotionalen, ganzheitlichen, intuitiven Gedanken hauptsächlich in unserer rechten Seite entstehen; während die linke Hemisphäre zu einem eher linearen, analytischen Denken führt. In dieser Studie war die bei Müttern, Säuglingen und Fremden beobachtete Synchronizität auf der rechten "emotionalen" Hemisphäre zu beobachten. Und es scheint, dass die rechte Hemisphäre zumindest in den ersten Lebensjahren die dominantere Gehirnhälfte ist. Die rechte Hemisphäre ist auch visueller ausgerichtet.
Quellen: <link https: www.acsh.org news smell-mother-15988 _blank external-link-new-window external link in new>American Council on Science and Health, <link https: doi.org sciadv.abg6867 _blank external-link-new-window external link in new>Science Advances