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Nägelkauen - schlechte Gewohnheit oder Zwang?

Solange die Kinder nur an den Nägeln nagen, handelt es sich um eine schlechte Gewohnheit. Wenn aber das Nagelbett verletzt wird und Entzündungen entstehen, sollte nach den Gründen dafür gesucht werden...

Nägelkauen ist in der Regel eine schlechte Gewohnheit und keine Verhaltensstörung, die behandelt werden muss. "Psychologen sprechen von einer ‚Leerlaufhandlung, einer nervösen Aktivität, die dem Abbau von Spannungen dient", erklärt Frau Dr. Gunhild Kilian-Kornell, Kinder- und Jugendärztin sowie Pressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Die meisten Kinder beginnen im Kindergartenalter mit dem Knabbern an den Nägeln, hören aber in der Regel damit auf, wenn sie in die Pubertät kommen. Solange die Kinder nur an den Nägeln nagen, handelt es sich um eine schlechte Gewohnheit. "Wenn Kinder aber den Nagel soweit abbeißen, dass das Nagelbett verletzt wird und Entzündungen entstehen, nimmt es zwanghafte und selbstverletzende Züge an. Dann sollte nach den Ursachen gesucht werden", rät Frau Dr. Kilian-Kornell.

Schwierigkeiten in der Schule, Scheidung der Eltern, die Geburt eines Geschwisterchens oder ein Krankenhausaufenthalt können der Auslöser sein. Das Kind fühlt sich überfordert und reagiert seine Spannungen durch das Nägelbeißen ab. Bittere Öle und Cremes, die es zum Aufpinseln auf den Nagel gibt, würden dann nur die Symptome und nicht die zugrunde liegenden Probleme behandeln. Bei leichten Fällen kann es schon helfen, dem Kind viel Aufmerksamkeit und Zuwendung zu geben und evtl. auch viel Zeit mit der Nagelpflege zu verbringen. Mädchen, deren Nägel beispielsweise lackiert werden, hören vielleicht aus Eitelkeit auf, an den Nägeln zu kauen. "Bei zwanghaftem Nägelkauen sollten Eltern aber mit ihrem Kind zu ihrem Kinder- und Jugendarzt oder eine Beratungsstelle aufsuchen", empfiehlt Frau Dr. Kilian-Kornell.